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Seite:De Alemannia XIX 011.jpg

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geborene Euper (geb. 16. Nov. 1804), soll eine tatkräftige Frau gewesen sein; gleichwol suchte sie zu der Erziehung ihrer 2 Kinder (Anton hatte noch ein Brüderchen, Bruno, geb. 1836) eine Unterstützung, die sie in ihrem zweiten Ehemann, dem dortigen Bäcker Zacharias Gross zu finden hoffte. Aus dieser Verbindung stammt Antons Halbschwester Margaretha (geb. 1842), die ihrem älteren Bruder (der jüngere wanderte bald nach Amerika aus, wo er schon längst gestorben ist) lange Jahre ratend und helfend zur Seite stand, bis sie sich im April 1876 entschloss, in das Trapistinnenkloster zu Ölenberg im Oberelsass einzutreten. Die Mutter lebte in Wurmlingen längere Zeit in dürftigen Verhältnissen und starb vereinsamt am 15. Dezemb. 1876 zu Seitringen bei Tuttlingen.

Die Studienlaufbahn A. Birlingers war, nachdem ihn einmal die Mutter für den geistlichen Stand bestimmt, die gewöhnliche im katholischen Württemberg. Er besuchte die Lateinschule in Rottenburg, den Konvikt in Rottweil und das Wilhelms-Stift der Landes-Universität (1854–58). Am 10. August 1859 erhielt er (gleichzeitig mit dem jetzigen Weihbischof v. Reiser und dem Domkapitular Prof. v. Linsenmann und andern hervorragenden Persönlichkeiten im katholischen Kirchendienst Württembergs) die Priesterweihe, um in der Domkirche zu Rottenburg zu primizieren. Als ländlicher Vikar (Hilfspriester) verlebte er in anregendem Verkehr mit der bäuerlichen Bevölkerung (namentlich in Wurmlingen O. A. Tuttlingen) mehrere glückliche Jahre, deren Hauptgewinn in der Befruchtung zu einer lebendigen Teilnahme an den Offenbarungen der Ortsgeister zu allerlei „Volkstümlichem“ bestehen dürfte. Er begann in der Art Ernst Meyers zu sammeln, legte aber bei der Beurteilung und Verwertung der eingeheimsten Schätze den spezifisch schwäbischen Maßstab an.

Bald finden wir ihn in München, wo er an der K. bayr. Staatsbibliothek als Unterbibliothekar eine Verwendung gefunden hatte. Seine germanistischen Studien setzte er zu Breslau und Berlin fort, um sich 1869 an der Universität zu Bonn als Privatdozent niederzulassen. Schon 1872 ward ihm eine ordentliche Professur für deutsche Philologie daselbst übertragen.

Seine unermüdliche und erfolgreiche Tätigkeit auf dem ihm eigenen Gebiet der schwäbisch-alemannischen Kultur- und Sittengeschichte – sowol in seinem akademischen Lehramt, als auch in schriftstellerischer Gestaltung seines reichen Wissens – ist allgemein bekannt,

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger, Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XIX. Hanstein, Bonn 1892, Seite Ξ. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XIX_011.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)