Und möge deinen Muth der Trost erheben:
Dein Aug’ ist nur verwirrt und nicht zerstört;
Hat jene Kraft im Blicke, die der Hand
Des Ananias unser Herr gegeben.“
Sprach ich, „„den Augen, die ihr Pforten waren,
Als sie, einziehend, ewig mich entbrannt.
Das A und O der Schriften ist’s, die hier
Mir Lieb andeuten, dort sie offenbaren.““
Mein Muth, als ich mich blind fand, aufgerichtet,
Gebot sie jetzo weit’res Sprechen mir.
Und klarer sei von dir noch dargelegt,
Was dein Geschoß auf solches Ziel gerichtet.“ –
Versetzt’ ich, „„und durch Himmels-Offenbarung
Ward solche Liebe mir in’s Herz geprägt;
Uns kennen lehrt, der Güt’ in sich enthält,
Je stärker giebt’s der Liebesflamme Nahrung.
Sich außer ihm noch als ein Gut verkündet,
Ein Strahl nur ist, der seinem Licht entfällt,
Und wohl erkennt es liebend jeder Geist,
Der jene Wahrheit kennt, die dies begründet;
- ↑ 16. Das Gut etc., d. h. Gott ist der Anfang wie das Ende und das Ziel alles dessen, worin ich die Liebe (Gottes und zu Gott) bald bestimmt ausgesprochen, bald angedeutet finde. Die Schriften bezeichnen also nicht nur die heilige Schrift, sondern auch alle Werke Gottes, und wohl insonderheit das Gemüth des Menschen. – Wörtlich übersetzt heißt die Stelle: Das Gut, welches diesen Hof zufrieden macht, ist Alpha und Omega jeder Schrift, welche mir leicht oder stark Liebe liest, [also ihr höchster Gegenstand.]
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_556.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)