„Eine Menuet, Marx! – Und,“ fügte sie lächelnd hinzu, „nicht wahr, Freund Simon darf dabei sein?“
Als wir gehen wollten, faßte die Alte Anne Lenes Hand. „Kind,“ sagte sie besorgt, „der Doctor hat’s Dir ja verboten!“
Aber Anne Lene erwiderte: „O, gute Wieb, es schadet nicht; ich weiß das besser als der Doctor!“ Und mein Verlangen mit ihr zu tanzen war so groß, daß ich mir diese Versicherung gefallen ließ.
Als wir oben in den Saal getreten waren, ging ich in die Ecke zu dem kleinen Drees und bestellte eine Menuet. Er blätterte in seinen Büchern umher; aber er hatte den alten Tanz nicht mehr darin; wir mußten uns mit einem Walzer begnügen. Claus Peters trat an den Tisch, schenkte ihm das Glas voll und stieß mit ihm an. „Aufgespielt, Drees!“ rief er, „aber kratze nicht so, es kommen feine Leute an den Tanz.“
Der Alte setzte sein Glas an den Mund. „Nun, Herr Peters,“ sagte er, indem er den jungen Menschen mit seinen kleinen scharfen Augen ansah, „auf daß es uns wohl gehe auf unsern alten Tagen!“
„Weshalb soll es uns nicht wohlgehen, Drees?“
Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_54.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)