Der Alte machte Anstalt hinabzuklimmen; aber der Reiter lachte und gab seinem Pferde die Sporen. „Marten,“ sagte Anne Lene zu dem Hofmann, der mit seiner alten Frau vor der Thür stand, „halte das Pferd, Marten!“ – „Oho, Anne Lene!“ rief Peters; allein er machte doch keinen Versuch, seine Späße fortzusetzen und ließ es geschehen, daß Marten dem alten Drees herunter half.
Gleich darauf waren Alle oben im Saal, und nachdem Peters dem alten Musikanten seine Angst durch einige Gläser Wein vergütet hatte, setzte dieser sich auf ein kleines Faß und begann seine Stücke aufzustreichen. Die Paare traten an, und bald wurde unsrre Blumenleuchte vom Wirbel der Tanzenden hin- und herbewegt. Ich suchte Anne Lene, aber sie mußte unbemerkt hinausgegangen sein; und da für mich keine Tänzerin übrig geblieben war, so verließ ich ebenfalls den Saal, in der Meinung, sie unten bei den alten Hofleuten anzutreffen.
Als ich in das Gesindezimmer trat, sah ich indessen nur die alte Wieb, welche eifrig an ihrem Strickstrumpf arbeitete. Sie zog eine Nadel aus dem Brustlatz und störte damit in der Lampe, die
Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_51.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)