als geschehe es im Einverständniß, kein Wort mit einander gewechselt; als wir schon fast im Dunkeln auf der Werfte angelangt waren, ergriff Anne Lene meine Hand. „Gute Nacht, Marx,“ sagte sie, „verzeih mir; ich bin müde, ich muß schlafen; nicht wahr, Du kommst recht bald einmal wieder zu uns heraus!“ Mit diesen Worten trat sie in die Hausthür, und bald hörte ich, wie sie die Treppe nach ihrem Zimmer hinauf ging.
Ich begab mich zu den alten Hofleuten, die in Gesellschaft des Boten am warmen Ofen bei ihrem Abendthee saßen. Wieb entfernte sich für einen Augenblick, um Anne Lene ein Licht hinauf zu bringen; dann nöthigte sie mich, an ihrer Mahlzeit Theil zu nehmen, und ich mußte erzählen und erzählen lassen. Darüber war es spät geworden, so daß ich nicht mehr zur Stadt zurück gehen mochte. Ich bat meine alte Freundin, mir eine Streu in ihrer Stube aufzuschütten, und schlenderte, während dies geschah, in den Garten hinaus. Da ich in das Bosquet an der nördlichen Seite kam, bemerkte ich, daß Anne Lene noch Licht in ihrem Zimmer habe. Ich lehnte mich an einen Baum und blickte hinauf. Es schien Alles still
Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_42.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)