oder oben auf dem Aufsatz der Schatulle die beiden Pagoden von chinesischem Porzellan, die schon vom Flur aus durch die Fenster der Stubenthür meine Augen auf sich zogen. Am Sonnabend Nachmittag stellte ich mich regelmäßig ein, um die Frau Rathmann mit der kleinen Anne Lene zum Sonntag auf den Kaffee einzuladen, was bis zur letzten Zeit vor ihrem Absterben ebenso regelmäßig von ihr angenommen wurde. Am Tage darauf präcise um drei Uhr hielt dann die schwere Klosterkutsche vor unserer Haustreppe; unsere Mägde hoben die alte Dame und ihr Enkelchen aus dem Wagen und meine Mutter führte sie in das Festzimmer des Hauses, das schon von dem Dufte des Kaffees und des sonntäglichen Gebäckes erfüllt war. Wenn dann die Enveloppen und Tücher abgelegt waren, und die beiden Damen sich gegenüber an dem sauber servirten Tische Platz genommen hatten, durften auch wir Kinder uns an ein Nebentischchen setzen, und erhielten unseren Antheil an den „Eiermahnen“ und „Bieschen,“ oder wie sonst die schönen Sachen heißen mochten. Mir ist indessen, wenn ich dieser Sonntagnachmittage gedenke, als sei ich niemals unglücklicher in den
Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_13.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)