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Seite:DE Herzl Judenstaat 58.jpg

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zu machen. Unsere jetzige verworrene Privatwohlthätigkeit stiftet im Verhältniss zum gemachten Aufwand wenig Gutes. Die Wohlthätigkeitsanstalten können und müssen in ein System gebracht werden, wo sie sich gegenseitig ergänzen. In einer neuen Gesellschaft können diese Einrichtungen aus dem modernen Bewusstsein heraus und auf Grund aller socialpolitischen Erfahrungen gemacht werden. Die Sache ist für uns sehr wichtig, weil wir viele Bettler haben. Durch den äusseren Druck, der sie muthlos macht und durch die weichliche Wohlthätigkeit der Reichen, die sie verwöhnt, lassen sich die schwächeren Naturen unter unseren Leuten leicht im Bettel gehen.

Die Society wird, unterstützt von den Ortsgruppen, der Volkserziehung in dieser Hinsicht die grösste Aufmerksamkeit zuwenden. Für viele Kräfte, die jetzt nutzlos hinwelken, wird ja ein fruchtbarer Boden geschaffen. Wer nur den guten Willen hat, soll angemessen verwendet werden. Bettler werden nicht geduldet. Wer als Freier nichts thun will, kommt in’s Arbeitshaus.

Hingegen wollen wir die Alten nicht in’s Siechenhaus stecken. Das Siechenhaus ist eine der grausamsten Wohlthaten, die unsere alberne Gutmüthigkeit erfunden hat. Im Siechenhaus schämt und kränkt sich der alte Mensch zu Tode. Er ist eigentlich schon begraben. Wir aber wollen selbst denen, die auf den untersten Stufen der Intelligenz stehen, bis an’s Ende die tröstliche Illusion ihrer Nützlichkeit lassen. Die zu körperlicher Arbeit Unfähigen sollen leichte Dienste erhalten. Wir müssen mit den atrophirten Armen einer jetzt schon hinwelkenden Generation rechnen. Aber die nachkommenden Generationen sollen in der Freiheit für die Freiheit anders erzogen werden.

Wir werden für alle Lebensalter, für alle Lebensstufen die sittliche Beseligung der Arbeit suchen. So wird unser Volk seine Tüchtigkeit wiederfinden im Siebenstundenlande.


Stadtpläne.

Die Ortsgruppen werden ihre Bevollmächtigten zur Ortswahl delegiren. Bei der Landvertheilung wird darauf Rücksicht genommen werden, dass die schonende Verpflanzung, die Erhaltung alles Berechtigten möglich sei.

In den Ortsgruppen werden die Stadtpläne aufliegen. Unsere Leute werden im vorhinein wissen, wohin sie gehen, in welchen Städten, in welchen Häusern sie wohnen werden. Es wurde schon von den Bauplänen und verständlichen Abbildungen gesprochen, die an die Ortsgruppen zu vertheilen sind.


Empfohlene Zitierweise:
Theodor Herzl: Der Judenstaat, Berlin und Wien 1896, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Herzl_Judenstaat_58.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)