der Romane über; sie wird heute ein Elogium, und morgen ein Libell, je nachdem die Wetterfahne weht.
Es gab von jeher viele Priester und Philosophen, welche wider einander zu Felde zogen; und Manches, was sie feindlich gegen einander behaupteten, das war allerdings völlig richtig und wahr. Was ergiebt sich aber daraus für den Beobachter? Vielleicht Folgendes, erstlich: Kein einzelner Mensch ist im Besitze der vollen Wahrheit; zweitens: Allen diesen und ähnlichen streitenden Parteien, war es leider selten um die Wahrheit selbst zu thun, sondern nur um irgend ein persönliches Interesse. Die herrlichsten Geistesgaben werden aber bei solchen Gelegenheiten oft unverantwortlich gemißbraucht, und die Wahrheit, so wie das Wohl der Menschheit, werden auf diese Weise dem Egoismus, oder dem Kastengeiste, aufgeopfert.
„Nie ist man ein besserer Philosoph,“ pflegen einige zu sagen, „als wenn man es ist, ohne es eben selbst zu wissen.“ Warum nicht gar? Die Thiere haben ja auch sehr viele gute Eigenschaften, von welchen einige fast ein Analogon von Urtheilskraft andeuten, ohne daß sie es selbst wissen. Kann
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_081.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)