Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen | |
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einen Kaufmann in Brügge, Bodo van Stochem, mit der Summe von 2800 Mark „widerlegt“, d. h. zu einem Geschäft, dessen Gegenstand leider nicht angegeben ist, diesen Betrag eingeschossen. Der Gewinn war bei solchen Geschäften häufig ein beträchtlicher, so wenn Sivert im April 1401 640 Mark für sich und einen Bruder zu einer Unternehmung beisteuert und bei der Abrechnung 800 Mark zurück erhält.
Am lebhaftesten betrieb er zu dieser Zeit den Handel nach Livland, wobei indes stets der Anschluß nach Flandern im Auge behalten wird, vermutlich, weil der deutsche Markt nicht zur Aufnahme der livländisch-russischen Waren ausreichte oder wenigstens nicht zu den Preisen, wie unsere Kaufleute sie wünschten oder erwarteten. Am 20. Dezember 1407[1] übersandte der erwähnte Geschäftsfreund, Hartwych Stenhus, aus Riga einen Bericht über den Stand ihrer Angelegenheiten. „Vruntlike grote myd Gode Sivert, leve vrunt“, so beginnt das Schreiben, „dy genoghe tho weten, dat ich dy hyrna rekenscap scrive, wes ich ontfaen unde weder gesand hebbe van unser zelscap vegen.“ Und nun folgt die Aufzählung der einzelnen Gegenstände. In Riga waren eingetroffen Tuche aus Hildesheim, Schwerin und Wismar, aus St Omer, aus Kampen und verschiedenen flandrischen Orten, die bis nach Pleskau vertrieben werden mußten, Leinwand, Messing, Salpeter, Schwefel und Zucker. Von Riga wurden ausgeführt: Wachs, Roggen, Wagenschoß, d. h. bestimmte Stücke astfreien Eichenholzes von gewisser Länge und Dicke, Kabelgarn, Pelzwerk. Der Wert der einzelnen Warenpartien ist recht ansehnlich. Siebzehn Last Roggen stellen ohne Fracht, aber mit sonstigen Unkosten einen Wert von 59½ Mark Rig., vierzehn andere Lasten einen solchen von 45½ Mark Rig. dar[2]. Im ganzen repräsentiert der in Riga eingekaufte Roggen mit allen Unkosten bis ins Schiff den Wert von etwas mehr als 109 Mark Rig. Eine Tonne Schönwerk hat einen Wert von 183 Mark Rig. Zwanzig Stücke Thomassche Laken kosten 185½ Mark Rig. Man darf bei diesen Beträgen nicht übersehen, daß die Kaufkraft des Geldes damals erheblich größer war, als in Deutschland 500 Jahre später vor dem Kriege.
Zur Begleichung der hierbei entstehenden Verbindlichkeiten bedient sich Sivert ebenso wie sein Bruder Hildebrand der Wechsel, Schuldscheine, Tratten oder sogenannten Überkaufe. So weist Sivert von Frankfurt a. M. aus am 20. März 1420 seinen Bruder Hildebrand in Brügge an, eine Summe von 400 Rheinischen Gulden, die er von Johann Pot genommen hatte, einem gewissen Everd van Megen in Brügge zu bezahlen[3]. Und gleichfalls von Frankfurt a. M. aus bittet er am 8. April 1411 seinen Bruder Hildebrand in Brügge dem Peter Kuper von Antwerpen, der ihm 400 französische Kronen gegeben hatte, diesen Betrag aushändigen zu wollen[4]. Peter Kuper wiederum erhielt von Sivert Veckinchusen und Heinrich Slyper zusammen die Bescheinigung, daß sie von ihm 400 Kronen erhalten hatten, die in der kommenden Herbstmesse in Brügge bezahlt werden sollten[5]. Ein Fremder, der für die beiden Schuldner die genannte Summe bezahlen
: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite XLIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_XLIV.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)