Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen | |
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nicht lange waren unde sorge, dat sey et nicht lange leiden konne“[1]. Bald darnach muß es mit ihr zu Ende gegangen sein, denn im Oktober 1418 sendet er seine beiden Töchter nach Lübeck an seinen Bruder Hildebrand, der damals vorübergehend in der Heimat weilte, mit der Bitte, die beiden Mädchen nach Zarrentin ins Kloster zu der Tante Rieke zu bringen[2]. Es war der Wunsch der sterbenden Frau gewesen, ihre Töchter im klösterlichen Zwange unter der Aufsicht der Tante zu wissen, von der sie sehr große Stücke gehalten zu haben scheint[3].
Ein Trost war ihm in dieser Zeit die Rückkehr des alten Rates nach Lübeck. Freudig bewegt schreibt er am 27. Juni 1416 seinem Bruder: „wetet dat ic ju nicht wares scryven kan van Lubeke, men dey olde rat sal weder inne seyn“. Sobald er genauere Nachrichten bekäme, wollte er sie dem Bruder gleich mitteilen. Es kam ihm gewiß aus innerster Überzeugung, wenn er hinzufügte: „Got geve uns altyt wol to doene und voge al dync to den besten“[4]. Wie es den Anschein hat, war Sivert auf diese Entwicklung vorbereitet gewesen. Wenigstens hatte er im August 1414 in Köln die Bürgerschaft wieder aufgesagt, und nur die Erkrankung seiner Frau oder ihr schwächlicher Gesundheitszustand mag Schuld daran gewesen sein, daß er die Rückkehr nach Lübeck nicht alsbald in Szene gesetzt hatte. Auch nachdem er seine Töchter zur Erziehung nach Zarrentin getan hatte, blieb er einstweilen noch in Köln, obwohl es ihn ebenfalls mächtig nach Hause drängte. „Kunde ic myn reyntte und vorseten reyntte to Lubeke van deme rade krygen und mit vreden dar woenen mochte, so were ic nergen leyver dan to Lubeke“, schrieb er in jenen Tagen dem Bruder[5]. Indes konnte er so schnell seine Geschäfte nicht regeln und den Verpflichtungen nachkommen, die ihm seine Handelsoperationen auferlegten.
Die Abwicklung dieser Geschäfte zog sich noch das ganze Jahr 1419 hindurch und erst im September 1420 erscheint er wieder in Lübeck im alten Geleise. Freundlich begrüßt man den bewährten Vertreter der Vergangenheit und betraut ihn sogleich mit einer öffentlichen Funktion. Bald darauf hat er sich dann zur zweiten Ehe entschlossen. Sein Auge fiel auf Mette van Lune in Lübeck, die ihm 1600 Mark Lüb. mitbrachte. Am 24. Februar 1421 bekennt er, die Mitgift von den Brüdern bekommen zu haben[6]. Der Gedanke der Wiederverheiratung hatte ihn schon in Köln beschäftigt, und er war nicht gerade leichten Herzens zu seiner Verwirklichung geschritten. Damals schon einige 50 Jahre alt und durch die trüben Ereignisse der letzten Jahre bedrückt, schien es ihm zweckmäßiger, ins Kloster zu gehen und weltlichem Treiben ganz zu entsagen. „Dat my vele tidiger und nutter wesen solde vor myn lyf und seyle dat ic eyn ander leve anneme Gode to deynen und dechte op den langen wech, wand ic hebbe al myn levedage vaste der werlde deynt und na titlyker nerynge ghestaen unde groten arbeyt ghedaen, dat were nu tyt Gode to deynen“[7]. Man muß es in dem Briefe vom 24. November 1418 selbst nachlesen, mit welcher Naivität er dem Bruder berichtet von den mehrfachen Anträgen, die ihm von verschiedenen
: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite LII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_LII.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)