finden. Vber dieses ist dem Closter nach vnd nach von einem vnd anderm viel an ligenden Gründen / Höfen / Aeckern / Zehenten vnd dergleichen vermachet / viel Stücke auch von den Conventualen dazu erhandelt vnd gekauffet worden; deren aber ein grosser Antheil nachgehends injuria temporum davon abkommen / vnd in anderer theils benachbarter theils weit entlegener Stände / auch privatorum Hände gerahten / vnd also die Auffkünffte deß Closters fast sehr verringert worden.
Im Jahr Christi 1137. den 2. Maij / ist dieses newe Closter von Ertzbischoff Alberten zu Meintz / mit grosser Solennität eingeweihet / vnd der heiligen Jungfrawen Marien / vnd dem heiligen Bischoff Martino zu Ehren gewidmet / in beyseyn vieler Bischoffe / Aebten / Pröbsten / vnd andern Weltlichen Herren. Die Ceremonien / so dabey gebrauchet / seyn bey dem Ekstormio zu lesen.
Als sich aber befunden / daß das erste Clostergebäwe an keinem bequemen Orte gelegen / ist es von dannen gegen Mittag / zwey oder drey Büchsenschuß weiter hinauß gesetzet / vnd seyn die rudera deß alten Walckenrieds (wie es heutiges Tages genant wird) annoch zu sehen. Nach dieser beschehenen Versetzung deß Closters / ist die herrliche grosse Kirchen / dergleichen kaum in einem andern Closter in Teutschland gewesen seyn soll / zu bawen angefangen / vnd darüber / ehe sie fertig worden / bey die achtzig Jahr zubracht. Welcher massen aber dieses herrliche Gebäw hernachmals ruiniret / vnd in Abgang kommen / ist bey besagtem Ekstormio p. 197. zu lesen. Sonsten hat das Closter noch viel andere Kirchen vnd Capellen gehabt / deren theils auch annoch verhanden. Vnter denselben ist das vor Zeiten gewesene Capitularen Hauß / welches im Jahr Christi 1570. nach dem die alte Kirche verfallen / zu Verrichtung deß Gottesdienstes wiederumb verordnet worden.
Im Jahr Christi 1546. als Johannes der Achte deß Nahmens / vnd in der Zahl der Aebte der neun vnd dreissigste Abt gewesen / seyn die Päbstischen Mißbräuche in selbigem Closter abgeschaffet / vnd der reine Gottesdienst eingeführet worden. Etliche Jahre hernach / hat selbiger Abt Johannes / auff der damahligen Grafen von Hohnstein Einrahten / eine Schule / zu Vnterweisung der Jugend / in dem Closter angerichtet / zwölff alumnos oder Schüler anfänglich hinein genommen / vnd den Rectorem der Schule zu Elrich / Joannem Mylium, dahin beruffen / vnd zum ersten Rectoren dieser newen Schule bestellet. Dessen Nachfolger / Abt Hermannus, hat die Zahl der alumnorum biß auff 36. erhöhet / vnd noch einen Schul-Collegen angenommen. Diesem Hermanno seyn noch drey Aepte succediret / vnd werden also von dem ersten Henrico, biß zu dem letzten Georgio, 43. Aebte dieses Closters gezehlet.
Nach dieses Letzten tödtlichen Hintritt / hat Graff Ernst von Hohnstein die Administration deß Closters über sich genommen / vnd nach dessen im Jahr 1593. erfolgten tödtlichen Hintritt / Herr Heinrich Julius / postulirter Bischoff deß Stiffts Halberstatt / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / wie derselbe im Jahr Christi 1613. diese Welt gesegnet / ist sein Sohn vnd Nachfolger / Herr Friederich Vlrich / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / hinwiederumb zum Administratorn dieses Stiffts erwehlet worden / welche er auch biß an seinen im Jahr 1634. erfolgeten tödtlichen Abscheid geführet. Da dann dem Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Christian Ludwigen / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / die Administration wieder angetragen / vnd durch den im Jahr 1648. zu Münster vnd Oßnabrück gemachten Friedensschluß dergstalt befestiget / daß dieses Closter dem Fürstlichen Hause Braunschweig Lüneburg zu einem stetswehrenden ewigen Lehen / mit allen seinen Zubehörungen zugeeignet worden.
Es wird aber noch anjetzo eine Schule für verschiedene alumnos darin frey gehalten / vnd soll die Anzahl derselben bey jetzigen / GOtt Lob / erlebten Friedenszeiten / so viel immer möglich / vnd die Closter-Intraden erleiden wollen / allerförderlichst erhöhet vnd vermehret werden.
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_322.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)