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Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 111.jpg

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gelegen. Das Hauß ist getheilet in zween Plätze. Der obere ist viereckicht / rings vmbher bebawet / vnd mit einer Maur von 14. Fuß dick vmbgeben / darin zweene Zwinger mit Thürnen begriffen / vnd zu der Zeit also versehen worden / daß ihm schwerlich beyzukommen gewesen. Es hat auch vor Jahren nechst vor dem Hause ein Flecken gehabt. Weil aber befunden / daß Bürger vnd Einwohner / nebenst zween München / welche auff dem Hause gewesen / von dem Bischoffe zu Minden sich zur Verrähtey deß Hauses gebrauchen lassen / hat man das Flecken abgebrant / vnd die Bürger verjaget. Dieses Hauß hat bey letzter Kriegs-Vnruhe viel Anfalls gehabt / weil es auff einem Passe liget / der von Nienburg nach Vechte gehet / daher es bald von diesem / bald von jenem kriegenden Theile eingenommen / biß endlich die Vestung / so viel geschehen können / von den Keyserlichen niedergerissen.


Eimbeck.

Ist die Haupt-Statt deß Fürstenthumbs Grubenhagen / soll / wie Johannes Letznerus in seiner Dasselischen Chronick im 6. Buch am 2. Theil Cap. 1. schreibet / ihren Nahmen daher bekommen haben / weiln die vielen vnd nahmhafftigen Brunnquellen / Bäche vnd Flüsse / so gegen Auffgang der Sonnen auß dem Sollinger Walde / Ellfast / vnd andern vmbligenden hohen Gebürgen / herfliessen / neben vnd bey dieser Statt in eine Bach oder Beck (wie die Nieder-Sachsen reden) zusammen kommen / deren Vrsprung vnd Anfang ist dahero veranlasset / nach dem an dem Orte / woselbsten jetzo die Stifftskirche S. Alexandri stehet / eine Capelle in honorem deß heiligen Bluts gebawet gewesen / vnd alltägliche grosse vnd viele Wallfahrten von frembden Orten dahin gangen / hat man / damit die Frembden vnd Pilgere Herberge vnd Lebens-Vnterhaltung an Essen vnd Trincken finden möchten / daselbst zu bawen angefangen / vnd ist der Anfang dieser Statt die Münsterstrasse gewesen / die auch endlich biß an das Brodhauß außgeführet worden / Allermassen dann an dem Ort / woselbst jetzo das Brodhauß gebawet / ein Thor / welches das Burgthor / vnd hinter S. Alexandri Münster noch ein Thor / welches das Speckthor genennet worden / gestanden / vnd ist damals Eimbeck ein Flecken gewesen / wie dann auch die Ruhe-Graffen zu Dassel / als welche die Eigenthumbs Herren damals dieser Statt gewesen / für dem Flecken Eimbeck / an dem Ort / da jetzo die Marckkirche vnd hoher Thurn stehen / eine Capellen in honorem D. Jacobi, vnd dabey ein Schloß gebawet / vnd findet sich Nachricht / daß allbereit Anno 797. die Ruhegraffen daselbst gewohnet.

Nachgehends ist nicht allein wegen Zulauffs der Wallbrüder vnd Pilgrimmen / sondern auch daß die benachbarte Dörffer / als Diedepen / Kunhausen / Beesen / vnd Oldendorff in die Statt gerücket / dieselbe zu erst nach dem Dideper vnd Osterthor / nachgehends auch auff der Newstatt derogestalt gebawet / daß endlich die Statt in ihrer Circumferentz / wie sie jetzo stehet / gebracht / zu erst mit einer Mauren / nachgehends auch mit den Wällen befestiget / vnd verwahret worden.

Die gegend anreichend / so ist dieselbe nach Norden werts nicht weit von einem fast hohen Berge / die Hueffe ins gemein genant / belegen / nach dem Osten ist das Fürstl. Ampthauß vnd alte Schloß Saltz der Helden / gegen Mittag das Fürstliche Ampthauß Rotenkirchen / gegen Abend aber das Stifft Hildesheimbsche Ampthauß Hundesrück / vnd das Fürstl. Schloß die Erichsburg genant / so mit Graben vnd Wällen vmbgeben.

Der Vmbkreiß der Statt ist so groß / daß man dieselbige in einer grossen Stunde auff dem Walle vmbher begehen kan / hat fünff Thore / nemblich das Oster / Oldendorper /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_111.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)