geschehen. Nun ist allhie zu mercken / daß noch heutiges Tages ein geringer theil dieses Fürstenthumbs in den Aemptern Dannenberg / Lüchaw / vnd der Orten / von den Henetis oder Wenden bewohnet werde. Dann als bemeldete Heneti oder Wenden vor Zeiten den Ort / da jetzo die Marck Brandenburg / vnd das Fürstenthumb Lüneburg ist / überzogen / vnd alles mit Fewer vnd Schwert verwüstet hatten / ist darauff Hertzog Sigharden zu Sachsen / der Krieg wider Sie im Jahr Christi 642. anbefohlen / welcher diese Wenden zu grunde geschlagen / vnd vertilget / also / daß nur etliche wenige davon an vorbesagten Orten übrig blieben. (Henninges in genealogia. Bunting in seiner Braunschweigischen Chronick im 1. Buche.
Es können die jetzigen Einhaber vnd Bewohner dieses Landes / füglich in dreyerley Arten oder Ordnungen vertheilet werden / dann es hat dasselbe.
Erstlich seine Hohe Landes-Obrigkeit / welche anjetzo ist der Durchläuchtiger / Hochgeborner Fürst vnd Herr / Herr Christian Ludwig / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. von dessen Stamm vnd Vorfahren / schon in der gemeinen Beschreibung etwas Bericht geschehen / vnd das übrige noch folgen wird.
Hernacher seyn die Stände deß Landes / welche wiederumb dreyerley / als Praelaten / Ritterschafft / vnd Stätte. Vnter den Praelaten / welche zu Landtägen erscheinen / ist der vornehmster der Abt zu S. Michaëlis in Lüneburg / vnd nach dem die Stiffter Bardewick / Ramelßloh / etc.
Adeliche Geschlechter sollen vor diesem im Fürstenthumb Lüneburg über siebentzig gewesen seyn / deren zwar etliche abgangen / je dennoch ein ansehnlicher Adel / dergleichen in benachbarten Fürstenthümbern nicht leichtlich zu finden / übrig ist.
Die Stätte seyn der dritte Stand deß Landes / als welche ebenmässig mit zu Landtägen erfodert werden / Es pflegen aber solche Landtäge / wann es die Notturfft erfodert / alten Herkommen nach / bey Friedenszeiten / vnter dem blossen Himmel / in einem Gehöltze / der Schot bey Hösering genant / in dem Ampt Bodenteich / vier Meil wegs von Zell / gemeiniglich gehalten zu werden.
Endlich gehören auch vnter die Einwohner deß Fürstenthumbs Lüneburg / alle Bürger / Vnterthanen / vnd Eingesessene in Stätten / Flecken / vnd auff dem Lande.
Wie nun dieses Land an Mannschafft vnd Einwohnern keinen Mangel / also ist auch dessen Gelegenheit / Grund vnd Bodem dergestalt beschaffen / daß Menschen vnd Vieh ihren Vnterhalt davon haben können. Dann ob es zwar in der mitten etwas vnfruchtbar / vnd ziemlich viel Heide darin / so hat es doch hingegen rings herumb stattliche fruchtbare Oerter / sonderlich aber die herrlichen Marschländer an der Elbe / welche zum Ackerbaw vnd der Viehzucht gar bequem. Daher von den Alten dieses Fürstenthumb einem Münchskopff verglichen worden / welcher in der mitten kahl / rings herumb aber mit Haar bewachsen.
Wiewol auch in der mitte dieses Landes / wegen der darin belegenen stattlichen Höltzungen / vnd durchfliessenden vielen Bäche / Flüssen vnd Strömen / feine fruchtbare Oerter zu befinden / also daß Menschen vnd Vieh ihren Vnterhalt vnd Nahrung darin reichlich haben können.
Vnter die Fruchtbarkeit der Erden dieses Landes / werden auch nicht vnbillich die herrlichen Saltzbrunnen / als ein edles Geschencke Gottes / gerechnet. Davon in Beschreibung der Statt Lüneburg (als welche von der Göttlichen Güte hiemit sonderlich begabet) mit mehrem Meldung geschehen soll. Sonsten ist auch noch ein Saltzbrunnen
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)