daß man jemals einen Reichstag dahin gelegt hätte. Als Anno 1639. der Schwedische General / Johann Banner / sich an Prag machte / auch den Thiergarten innen hatte / sturben allhie an geist- und weltlichen Personen viel tausend / und wurden täglich 500. Menschen zu Grab getragen / wie Carve im II. Theil seines Reißbüchleins / am 109. Blat schreibet. In dem IV. Theil deß Theatri Europaei, fol. 123. seq. wird hievon / wie es damaln allhie zugangen / ein mehrers gelesen / und stehet am 126. Blat / daß allbereit um den 19. Novembris, in die 18. tausend Christen / und 10. tausend Jüden / an der Pest gestorben gewesen. Anno 1643. ist der Schwedische Feld-Marschall Lienhard Torstensohn / nahend Prag / mit seinem völligen Kriegsheer / und zwar zwischen Prag und Brandeiß / da der Käiserliche General / Graf Matthias Gallas / mit seinem Kriegsvolck gelegen / in guter Ordnung vorüber- und durchgezogen; in welchem 43. Jahr / den 3. Aprilis / eylff Häuser zu Prag in brand gerathen. So ward auch ein Schatz allda gefunden / in der alten Stadt / davon in Tomo V. Theatri Europaei, fol. 112. a. zu lesen. Und ist den 6. 16. Decembris, allda / einem alten betagten Mann / wegen vieler unterschiedlichen Mordthaten / und daß derselbe / unter andern / auch 5. Weiber auffgeschnitten / durch den Nachrichter / sein verdienter Lohn worden. Anno 1645. den 4. 14. Maji / ist allhie ein grosses Ungewitter entstanden / daß man in der Alt- und Neu-Stadt / in den Gassen / mit Kahnen fahren können. Anno 46. hat es daselbst unterschiedliche Ungelegenheiten zwischen der Wacht / und den Studenten / gegeben. So ist beym Hospital-Thor / ein Stück der Stadtmauer 24. Klafftern lang / und bey dem Strohhoff / auch ein Stück besagter Stadtmauer 16. Klafftern breit / eingefallen. Und in diesem 1646. Jahr / den 5. Augusti / neuen Calenders / ist Ihre Majestät / Käisers Ferdinandi III. Sohn / Herr Ferdinandus IV. zum Böhmischen König allhie gekrönet worden. Siehe von der gantzen Handlung / und was vor der Crönung / und bey derselben hergegangen / den obgedachten V. Theil deß Theatri Europaei, fol. 1155. seq. und fol. 1173. seqq. Anno 1647. ward Prag ringst herum mit starcken Haupt-Wercken bevestiget; daran täglich 200. Soldaten / und 500. Bürger arbeiteten; auch die Jüden hundert Personen auff die Schantzen hinauß schicken musten. Anno 1648. hat der Schwedische General Hanß Christoff von Königsmarck / den 16/26. Julij / in der Nacht / sich der kleinen Seiten / Ratschins / des Schlosses und Strohhoffs / durch ein Kriegslist bemächtiget: hernach Alt- und Neu-Stadt Prag beschossen / biß der Generalissimus, Herr Pfaltzgraf Carl Gustaf darzu kommen / da dann von Ihrer Fürstl. Durchl. und den beyden Generalen / Königsmarck und Wittenberg / beyde Städt mit Ernst seyn belägert / aber nichts außgerichtet / sondern beyde erhalten / und deßwegen von Ihr. Käiserl. Majestät / wie man berichtet hat / ansehenlich begnadet und befreyet worden.
Was endlich das Ertzbisthum zu Prag anbelangt / so hat Hertzog Boleslaus der Ander dieses Namens in Böheim / der Fromme und Gütige zugenant / Anno 967. vom Papst erlangt / daß er selbsten ein Bisthum zu Prag anrichten möchte; und ward der erste Bischoff Ditmarus, ein Magdeburger / den der Ertz-Bischoff zu Mayntz ordinirt; Käiser Otto I. aber bestätiget hat. Er ist Anno 969. gestorben / und hat ihme S. Adalbertus, oder Woytechus, succedirt; der entweder im Jahr 996. oder 97. von den Preussen erschlagen / hernach in Polen / und von dannen Anno 1390. nach Prag / wie zwar die Böhmen wollen / gebracht worden ist. Es haben die Böhmische Bischöffe ihre Freyheit / und den unmittelbahren Stand im Reich / biß auff die Zeit Käisers Friederichs deß Andern / beständig erhalten; von welchem der Böhmische König Primislaus Ottocarus erlangt / daß er die Bischöffe zu Prag und Olmütz eximiren / und selbsten investiren möchte: jedoch / daß sie ihre Freyheit / das ist / die Würde eines Reichs-Fürsten / und ihre Regalien / behalten solten. Und daher huldigen die Bischöffe zu Prag Olmütz und Breßlau / dem König nicht / sondern geloben ihme nur treu zu seyn. Und wegen dieser Freyheit / die ihnen der Käiser vorbehalten und außgedingt / so seyn die Bischöffe in Böheim / Mähren und Schlesien / den
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_118.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)