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Seite:Bismarck und das deutsche Gemüt 26.png

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 Der Hebräerbrief zeigt eine erlauchte Geschichtsreihe auf. Könige, im Streite erprobt, Dichter und Richter, Denker und Lenker der Staaten neben unscheinbaren Namen, die von der Welt kaum gekannt, geschweige denn genannt sind, gehen und stehen nebeneinander. Was sie scheidet, ist die Verschiedenheit äußeren Tuns, was sie eint, ist die Großtat des Glaubens. Welle um Welle zieht an dem Auge des geschichtskundigen Sehers vorüber, Sünde und Schuld senken hinab, Güte und Gnade heben empor, – aber über allem Kommen und Gehen steht wie ein Fels Jesus Christus, Anfänger, Heerführer und Herzog, Vollender und Herr des Glaubenslebens. Diesem allein Gewaltigen danken wir für die teure Gabe, welche er in Otto von Bismarck unserem Volke geschenkt hat, für das edle, erlauchte Vorbild der Treue und Liebe das er gegeben, für die Segnungen, die heiß erstritten, jetzt wieder in schwerem Kampfe umdroht sind.

 Evangelisches Kirchtum dankt, indem es betet: Misericordias Domini: Nimm Deinen heiligen Geist, den Geist der Geschichte nicht von mir. Denn ein geschichtloses Volk, dem die Wolke von Zeugen verdämmert und entfließt, ist ein sterbendes, ein todverfallenes Geschlecht.

 Als Antwort auf die Bitte nehmen wir das Selbstzeugnis des Evangeliums: Ich bin ein guter Hirte auch des deutschen Volkes. – Möge es, sagt Giesebrecht in seiner Geschichte der deutschen Kaiserzeit, nie vergessen, daß die Zeiten, in denen unser Volk das Christentum erlebte und erfaßte, seine größten Zeiten waren und für die Zukunft daraus das Rechte lernen!


Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Bismarck und das deutsche Gemüt. Paul Müller, München ca. 1916, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bismarck_und_das_deutsche_Gem%C3%BCt_26.png&oldid=- (Version vom 19.7.2016)