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Seite:Badisches Sagenbuch 478.jpg

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Seine Herrscherblicke irren

In die Tiefen streng und wild.

Erwins kühne Münstersäule,
Bei des Rheines Silbertuch,
Späht er aus in Gier und Eile,

20
Donnert ihr hinab den Fluch:

„Breitest noch die Götzenhallen
Du, des Seelenbannes Haus,
Gegen den mein Leib gefallen,
Deinem falschen Glauben aus!

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„Deine heißern Mettenglocken

Bannen mich zu Neid und Wuth
Aus der Himmlischen Frohlocken,
Höhnend mein verspritztes Blut.
Seit Jahrhunderten vom Staube

30
Klirr’ ich auf in jeder Nacht;

Thürmt mich auf der reine Glaube
Gegen deine Afternacht!

„Dich verdammend will ich dauern,
Bliebst du bis zum Weltgericht,

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Bis sich neigen deine Mauern,

Deine Spitze knirschend bricht;
Bis die Glocken berstend wimmern
Wie vor Gott der Lügner Brust,
Und bis über deinen Trümmern

40
Jubelt reiner Engel Lust!“


Mit der blanken Hand von Eisen
Schleudert er den Fluch in’s Land,
Wie die raschen Blitze kreisen
Um den schwarzen Wolkenrand. –

45
Doch des Domes Morgentöne

Schweben leise durch die Luft,
Seiner Pyramide Schöne
Blühet auf in Rosenduft.

Und der Freiheit Siegesfahnen

50
Steigen von ihr aus der Nacht;
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_478.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)