Am Horizont: dort tönt kein Erndtesang,
Nie schimmert dort der blonden Ceres Wagen,
Um den der Fleiß des starken Pflügers rang.
Dort jubeln nie des Herbstes frohe Lieder,
Von Klippen donnert dumpf der Waldbach nieder,
und wälzt sich grimmig durch des Thales Nacht.
Flieht jenes Land, wo rauh wie seine Eichen,
Durch Forst und Horst der scheue Wilddieb schleicht,
Und Gottes Welt dem düstren Hades gleicht.
Nie senket dort ein Genius sich nieder
Mit goldnem Zauberstab und Segenshand;
Das Schrecken lähmt der Fantasie Gefieder,
Naht sich ihr Flug dem schwarzen Felsenland.
Schönau auf dem Schwarzwald. | Anonymus. |
Lichtes Gegenbild.
Du wärst das Land, wo finstre Schrecken hausen,
Im Thalgrund immer feuchter Nebel thaut?
Kein Zephir kos’t, nur Nordens Stürme braußen,
Stets öd’ die Flur, stets trüb der Himmel graut?
Kein Strahl der Sonne, noch der Freude lacht?
Wo Bäche wild nur über Felsen schäumen,
Nur Schauer weht aus dunkler Föhren Nacht?
Nein, nein, das bist du nicht! Auf deinen Höhen,
Wo Lüfte rein wie Gottes Odem wehen,
Macht die Natur erst ihre Größe kund.
Seht! wie die Höh’n im blauen Aether ragen,
Umschirmet von der Tannen Immergrün!
Gold über sich die Morgenwolken glühn.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_427.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)