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Seite:Anton Ulrich Ballet28.jpg

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Alhier öfnet sich abermal zu hinten der Schau-Platz / und stellet einen Persianischen Garten vor / welcher mit seinen hohen schattichten Bäumen eine schöne Perspective zeiget: Die zu beiden Seiten gantz saubere und anmutige Gänge / werden von den frischquellenden Fontainen noch lieblicher gemachet: Auf der Erden aber / weil eben die Sonne oben am Himmel stehet / ist ein Mittages-Mahl / nach Persianischer manier zubereitet.


V. ENTREE.


Alexander Magnus, mit drey Persianerinnen / und zween seiner Bedienten.


WEg Macedonien! weg / ihr Ægeer Städte!
Weg du Hephæstion, und Clytus, meine Räthe!
Hier giebet Persen-Land die recht-vergnügte Lust /
Die uns zu Hause war verwehrt / und unbewust.
Wer mag den zarten Flor der Persianerinnen
Ausschliessen aus dem Muth / und überwundnen Sinnen?
Der grosse überflus lockt ja die Fröligkeit
Mit aller Macht heraus bey dieser Mittags-Zeit.
Sind das die Gärten wol der dreyen Hesperinnen,
Wo Hercules bekam die Goldnen Aepffel drinnen?
Doch ist was köstlichers vor unsern Augen hier /
Gantz Asiens Pallast / Persepolis, die Zier.
Der Meder süsser Tranck / die klaren Porzellanen /
Sind die Ergetzligkeit den müden Sieges-Fahnen.
Jetzt wird nicht mehr gedacht Schwert / Lantze / Bogen / Pfeil:
Gastmahle / Seiten-Spiel / bleibt unsers Sieges Theil.
Wem dieses nicht gefellt / der mag Athen begrüssen /
Was vor Leonides gespart / tret’ ich mit Füssen:
Gantz Macedonien mag sagen / was es wil!
Der Persianer Tantz ist unser bestes Spiel.

Empfohlene Zitierweise:
Anton Ulrich: Ballet Des Tages. Wolfenbüttel 1659, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anton_Ulrich_Ballet28.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)