Zum Inhalt springen

RE:Τευριοχαῖμαι

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
(Weitergeleitet von RE:Teuriochaimai)
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
German. Stamm bzw. Region
Band V A,1 (1934) S. 11351136
Teuriochaimai in der Wikipedia
Teuriochaimai in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register V A,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|V A,1|1135|1136|Τευριοχαῖμαι|[[REAutor]]|RE:Τευριοχαῖμαι}}        

Τευριοχαῖμαι[1] werden von Ptolem. II 11, 11 unter den germanischen Stämmen nördlich der Σούδητα ὄρη, des Erzgebirges, genannt.

Literatur bei Schönfeld Wörterb. d. altgerm. Völker- und Personennamen 223 und Kauffmann Deutsche Altertumsk. I 413, dazu noch W. Schulz Die Bevölkerung Thüringens im letzten Jhdt. v. Chr. auf Grund der Bodenfunde, Jahresschrift f. d. Vorgesch. d. Sächs.-Thüring. Länder XVI (1928) 89. Allgemein sieht man in T. keinen Völkernamen, sondern einen Ländernamen, analog dem Βαινοχαῖμαι bei Ptolem. II 11, 10, dem Heim der keltischen Boii, das seinen Namen auch nach der Auswanderung der Boii behielt, als Germanen es bewohnten, Ihm Art. Boihaemum o. Bd. III S. 629. Demnach, schloß man, sind die T. die germanischen Bewohner des früher von den keltischen Teurii bewohnten Landes. Nun wohnten vom Ende des letzten vorchristlichen Jahrhunderts ab Hermunduren nördlich des Erzgebirges im heutigen Freistaat Sachsen und im östlichen Thüringen, Wilisch Mitt. d. Gesellsch. für Zittauer Gesch. VII (1911) 25 und Haug o. Bd. VIII S. 908, der die Ansichten Werneburgs und Devrients mit Recht abweist. Auffallend ist, daß Ptolemaios diesen so bedeutenden Stamm nicht erwähnt. L. Schmidt Gesch. d. dtsch. Stämme II 327 nimmt eine Zweiteilung des Hermundurenstammes an; der nördlichere habe sich allmählich in kleinere Stämme aufgelöst, zu denen die T. gehörten; so auch Much Pauls Beitr. XVII 95. Kauffmann Deutsche Altertumsk. I 413 und Haug o. Bd. VIII S. 907. Allmählich wären auch diese aus dem Gesichtskreis der Römer entschwunden, bis sie nach Jahrhunderten als Thüringer wieder hervortraten.

Jedenfalls saßen bis kurz vor Christi Geburt nördlich des Erzgebirges Kelten, wie auch die Bodenfunde beweisen, Schulz 16 und 39. Wie diese Kelten hießen, wissen wir nicht, doch ist der Name Teurii aus T. zu erschließen. Die keltischen Teurier hängen wahrscheinlich mit den Τουρωνοὶ bei Ptolem. II 11, 11 am Westabhange des Schwarzwaldes, Müller Ptolem. 261, 1 und den Turoni an der Loire, die bei Caesar wiederholt erscheinen, zusammen. Davon das heutige Tours in der Provinz Touraine, Kauffmann II 218, 3. R. Much Hoop’s Reall. IV 314 denkt [1136] auch an die Teurisci in Noricum und Τευρίσκοι in den Westkarpathen. Erst kurz vor Christi Geburt drangen germanische Stämme, die Suebi bzw. Semnones vom Norden und Nordosten her in diese Gebiete ein und nahmen den Namen T. an; doch blieb ein Teil der keltischen Bewohner sitzen, Schulz 89.

Schon Zeuß Die Deutschen 103 Anm. nahm an, daß durch Umstellung der beiden Namenteile Τευριο-χαῖμαι der Namen Hermun-duri entstanden sei, veranlaßt durch den schwankenden Laut der Wurzeln haim und herm. Demnach wäre T. der Gesamtname für die Hermunduren und nicht bloß der eines Einzelstammes, Bremer Pauls Grundriß III 941 Anm. So wäre wohl das auffallende Verschweigen der Hermunduren bei Ptolemaios am besten zu erklären. Aus dem ersten Bestandteile des Namens T. ist dann der Name der Thüringer entstanden; s. d.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. transkribiert Teuriochaimai