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MKL1888:Aufsatz, schriftlicher

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aufsatz, schriftlicher“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 6566
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Aufsatz, schriftlicher. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 65–66. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aufsatz,_schriftlicher (Version vom 02.02.2023)

[65] Aufsatz, schriftlicher, die schriftliche Darstellung einer Reihe von Gedanken, die sich auf einen bestimmten Gegenstand (das Thema) beziehen. Die Bezeichnung ist üblich in der wissenschaftlichen Litteratur für solche Arbeiten von begrenztem Umfang, die in Zeitschriften erscheinen. Eine große Rolle spielt der Aufsatz im Schulleben. Man unterscheidet hier: Erzählungen oder schriftliche Darstellungen einer Reihe von nacheinander folgenden Begebenheiten; Beschreibungen oder schriftliche Darstellungen gleichzeitiger nebeneinander liegender Gegenstände; Abhandlungen oder geordnete und gehörig motivierte schriftliche Darstellungen unsers Urteils oder unsrer Bemerkungen über einen Gegenstand. Vor allem sind die Aufsätze in der Muttersprache bedeutsam und zwar gleichmäßig [66] für alle Stufen des Unterrichts von der Volksschule bis zur Prima der Gymnasien etc. In den obern Klassen der Gymnasien werden auch lateinische, der Realgymnasien und Oberrealschulen französische Aufsätze angefertigt. Zur Entlassungsprüfung ist gleichfalls in allen Anstalten ein deutscher, in den humanistischen daneben ein lateinischer, in den realistischen ein französischer Aufsatz vorgeschrieben. Die Unterscheidung einer Stufe der Reproduktion und einer solchen der Produktion in der Aufsatzübung hat nur eine relative Berechtigung, indem selbst dem Jünglingsalter im wesentlichen doch nur Wiedergabe dessen zugemutet werden darf, was im Unterricht gehörig durchgearbeitet worden ist. Diese Schranke darf nicht übersehen werden, aber innerhalb derselben gibt es reiche Mannigfaltigkeit. Nicht mit Unrecht hat man den deutschen Aufsatz das „Gesicht der Schule“ genannt.