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Allgemeines Deutsches Kommersbuch:212

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 422, 423
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[422]


weiß. Mir ist wohl beim höchsten Schmerz, denn ich weiß ein treues Herz.

     2. Läuft das Glücke gleich zu Zeiten anders, als man will und
meint: ein getreues Herz hilft streiten wider alles, was ist feind. Mir
ist wohl beim höchsten Schmerz, denn ich weiß ein treues Herz.

     3. Sein Vergnügen steht alleine in des andern Redlichkeit, hält
des andern Not für seine, weicht nicht, auch bei böser Zeit. Mir ist
wohl ec.

     4. Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke, Geld und Reichtum, das
zerstäubt; Schönheit läßt uns bald zurücke, ein getreues Herze bleibt.
Mir ist wohl ec.

     5. Eins ist dasein und geschieden: ein getreues Herze hält, giebt
sich alle Zeit zufrieden, steht auf, wenn es niederfällt. Mir ist wohl ec.

     6. Nichts ist süßer als zwei Treue, wenn sie eines worden sein.
Dies ist daß ich mich erfreue, und sie giebt ihr Ja auch drein. Mir
ist wohl ec.

Paul Fleming. 1642.


          466.     Der Jäger aus Kurpfalz.     (I. 32.)

     Lustig.

     1.Ein Jä=ger aus Kur=pfalz, der rei=tet durch den
grünen Wald; er schießt das Wild da=her, gleich wie es ihm ge=
fallt. Ju, ja, ja, ja! Gar lus=tig ist die Jä=ge=rei all=
hier auf grü=ner Heid, all=hier auf grüner Heid.

[423]

     2. Auf, sattelt mir mein Pferd und legt darauf mein'n Mantel=
sack, so reit ich hin und her als Jäger aus Kurpfalz. Ju, ja, ja, ja!
Gar lustig ist die Jägerei |: allhier auf grüner Heid. :|

     3. Des Jägers seine Lust den großen Herren ist bewußt, ja wohl,
ja wohl bewußt, wie man das Wildbret schuß. Ju, ja, ja, ja ec.

     4. Wohl zwischen die Bein, da muß der Hirsch geschossen sein;
geschossen muß er sein auf eins, zwei, drei! Ju, ja, ja, ja ec.

     5. Jetzt reit ich nicht mehr heim, bis daß der Kuckuck Kuckuck
schreit; er schreit die ganze Nacht allhier auf grüner Heid. Ju, ja,
ja, ja ec.


          467.     Der Jäger.

     Bewegt.

     1. Ein Jä=ger zog zu Holze, dort äst ein Hirsch, hal=
lo, be=glück=ter Jä=ger, heut hast du gu=te Pürsch! Doch
trüb ist Jä=gers Au=ge; was fehlt dem Wei=de=mann? Er
sieht den Hirsch nicht ä=sen, was ist wohl schuld da=ran?

     2. Er legt sich ins Gebüsche, dort balzt ein Haselhuhn, - nun
auf, beglückter Jäger, und schieße, statt zu ruhn! Doch trüb ist Jägers
Auge; was fehlt dem Weidemann? Er hört das Huhn nicht balzen,
was ist wohl schuld daran?

     3. Ein schönes Kind, ein Mädchen, das macht ihn taub und blind,
er träumt und denkt und dichtet von nichts als diesem Kind. O Jäger,
lieber Jäger, laß doch die Liebelein, denn wer sein Herz verloren, der
kann kein Weidmann sein!