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Allgemeines Deutsches Kommersbuch:355

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 708, 709
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[708]

     4. Lieblich sind wir und zäh gegen das andere Dienstbotgeschlecht.
Schnell sind wir wie der Spatz, machen ihm freundlich Platz, und es
hat seinen Schatz jeder Hausknecht.

Eichrodt.


          797.     Lied der vertriebenen St. Galler Mönche.

     1. Woluf noch getrunken, die Hunnen sind hie, die hand ver=
schumpfieret uns unser loschi, hand d’ keller erbrochen, das spuntloch
gesuocht, der win was geflöchnet, der Unger hat gefluocht.

     2. Woluf noch getrunken, ob manglet ein wall, uns schirmet Sant
Otmar und husvater Gall. Hat bären betwungen der heilige man,
wir twingen die Hunnen, füert Gallus uns an.

     3. Ade Wiborada, du heiliges wip, din gsang wie psalmodisch, wie
mager din lip! Din clus ist verschlossen, vermuret das tor, ade Wiborada,
der Hunn stat darvor.

     4. Der himel sich rötet, wir sechen den brand, mit segnen und
brennen der Hunn färt durchs land. Nu swinget die swerter und ilet
in nach, in der herberg zuo Roggwil *)[1] erreicht si die rach!

Ernst Götzinger. 1877.


          798.     Das tumbe Brüderlein.     (IV. 94.)

     Langsam.

     1. Wo sol ich mich hin=ke=ren, ich tum=bes Brüder=
      Wie sol ich mich er=ne=ren? mein gut ist vil zu

lein?
klein;      als ich ein we=sen han, so
muß ich bald da=von, was ich sol heur ver=
ze=ren, das hab ich fernt ver=tan.

[709]

     2. Ich bin zu frü geboren, ja wo ich heut hin kum, mein glück
kumt mir erst morgen; het ich das keisertum, darzu den zol am Rein, und
wär Venedig mein, so wär es als verloren, es müst verschlemmet sein.

     3. So wil ich doch nit sparen und ob ich’s all verzer, und wil
darumb nit sorgen, got bschert mir morgen mer; was hilft’s, daß ich
lang spar? vielleicht verlür ich’s gar, sollt mir’s ein dieb außtragen,
es rewet mich ein jar.

     4. Ich wil mein gut verprassen mit schlemmen frü und spat und
wil ein sorgen laßen, dem es zu herzen gat; ich nim mir ein ebenbild
bei manchem tierlein wild, das springt auf grüner heide, gott bhüt’t im
sein gefild!

     5. Ich siech auf breiter heide vil manches blümlein stan, das ist
so wol bekleidet: was sorg solt ich denn han, wie ich gut überkum? ich
bin noch frisch und jung, solt mich ein not anlangen, mein herz west
nichts darumb.

     6. Kein größer freud auf erden ist, denn gutes leben han, mir
wirt nicht mer zu diser frist denn schlemmen umb und an, darzu ein
guter mut; ich reis nit ser nach gut als mancher reicher burger nach
großem wucher tut.

     7. Der gwint sein gut mit schaben, darzu mit großer not, wenn
er ein ru soll haben, leit er als sei er tot: so bin ich frisch und jung,
got verleih mir vil der stund! got bhüt mich jungen knaben, daß mir
kein unmut kum!

     8. Ich laß die Vögel sorgen gen disem winter kalt; wil uns der wirt
nit borgen, mein rock gib ich im bald, das wammes auch darzu; ich hab
weder rast noch ru den abend als den morgen, biß daß ich’s gar vertu.

     9. Steck an die schweinen braten, darzu die hüner jung! darauf
mag uns geraten ein frischer freier trunk; trag einher külen wein und
schenk uns tapfer ein! mir ist ein beut geraten, die muß verschlemmet sein.

     10. Drei würfel und ein karten, das ist mein wapen frei, sechs hübscher
frewlein zarte, an ieklicher seiten drei; ruck her, du schönes weib! du
erfrewst mirs herz im leib, wol in dem rosengarten dem schlemmer sein
zeit vertreib!

     11. Ich bind mein schwert an dseiten und mach mich bald davon,
hab ich denn nit zu reiten, zu fußen muß ich gan; es ist nit allzeit
gleich, ich bin nit allweg reich, ich muß derzeit erbeiten, biß ich das
glück erschleich.


          799.     Kurfürst Friedrich.     (II. 64.)

     Lebhaft, nicht zu rasch. Karl Hering. 1887.

     1. Wüt=end wälzt sich einst im Bet=te Kurfürst Fried=rich



  1. *) Hier wird etwan auch ein anderer Ort eingesetzt, da man eben sitzet