Zum Inhalt springen

Acten-mäßige und Umständliche Relation von denen Vampiren oder Menschen-Saugern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: E.W.S.G.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Acten-mäßige und Umständliche Relation von denen Vampiren oder Menschen-Saugern, Welche sich in diesem und vorigen Jahren, im Königreich Servien herfürgethan
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1732
Verlag: Augusto Martini
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums bzw. Commons
Kurzbeschreibung: siehe auch die Themenseite über Vampire
 
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[1]

Acten-mäßige
und
Umständliche
RELATION
von denen
VAMPIRen
oder
Menschen-
Saugern,
Welche sich in diesem und vorigen Jahren, im
Königreich Servien herfürgethan.
Nebst einen Raisonnement darüber
und einen
Hand-Schreiben eines Officiers,
des Printz-Alexandrischen Regiments,
aus
Medvedia in Servien.
an einen berühmten Doctorem der Vniversität
LEIPZIG.
_____________________________________
Gedruckt 1732. und zu finden bey Augusto Martini,
Buchhändl. auf dem Alten Neumarckt an der Ecke des
Gewand-Gäßgens

[3]

Curiöser
und
geneigter Leser

UNter allen Beweis-Gründen, welche man zu Wiederlegung derer gegenseitigen Meinungen zu gebrauchen pfleget, ist keiner gefährlicher, als derjenige, durch welchen man die ungeübten Sinnen zum Haß wieder diesen oder jenen Autorem beweget. Denn wo dieser Haß einmahl eingewurtzelt ist, so höret man nichts an, als was dahin abzielet, wie man einen solchen vermeyntlich gottlosen Menschen vom Brod helffen möge. Diejenigen zwar, so etwas klüger seyn wollen, machens so arg nicht, sie nehmen sich aber doch in acht, daß Sie nicht in Irrthum, wie sie meynen, verführet werden, und halten es also lieber mit dem grossen Hauffen, der allezeit [4] einen gehörnten Mosen haben will. Man pflegt sich aber der Warheit insgemein auf verschieden Weise entgegen zusetzen. Die bekandtesten Maximen sind, daß man denen Leuten von der gegenseitigen Meynung erstlich verhaßte Nahmen beyleget, zum andern verhaßte Folgerungen aus ihren Lehren ziehet, und denn endlich solche mir verhaßter Leute und Secten ihren Lehren conferiret. Also wenn ein Silvester mehr als eine Welt glaubt, darff man nur sagen, er sey ein Atheist; wenn einer den freyen Willen läugnen wolte, darff man das Consectarium daraus ziehen, daß die Soldaten pro lubitu desertiren dürfften, weiln man sie auff diese Weise, mit guten Gewissen nicht hencken könne. Statuirt einer tres partes hominis, muß man sagen er pflichte denen Römischen Catholischen und ihren Fegefeuer bey. Das hilfft beym gemeinen Manne mehr, als hundert Beweißgründe, und man braucht doch nicht so viel Kopffs zerbrechens drüber. Machten es doch die Pharisäer auch so, indem Sie Christi Thaten selbst, mit denen Wercken derer Hexen verglichen, Matth. 12,24. Er wiederlegte sie aber Κάτ’ ἄνθρωϖον. Doch dergleichen modum disputandi lassen wir hier fahren, und sagen nur so viel, daß die [5] Lehre von denen dreyen Theilen des Menschen, von gar alten berühmten und neuen scharffsinnigen Philosophis, denen doch die Welt trüglich gerichtet, ist vertheydiget und von vielen aus der Schrifft selbsten behauptet worden. Einer von denen alten saget: Spiritum æthereum esse vehiculum mentis divinæ, und in mole terrea existere non posse mentem, nec valuisse terream fæcem mentem tam divinam suscipere, aut tantum numen sustinere, hinc esse, quod mens animam veluti amictum sumat, quia anima divina vehiculo spiritu utatur. Daß aber diese Meynung der Schrifft nicht entgegen sey, das lehret uns die Fabrique des Menschen selbsten; Denn GOtt bliese dem Menschen ein den lebendigen Odem in seine Nase und also war der Mensch erst eine lebendige Seele. Vorhero war der Mench schon ein Cörperlicher Mensch, er hatte auch einen Spiritum, dazu kam der Odem GOttes, der machte solche lebendig, da sind, wenn man zehlen kan, drey Theile. Der Königliche Prophet David sagt im 18. Ps. v. 29. GOtt erleuchte seine Leuchte und mache seine Finsterniß Licht. Weil nun die Leuchte eines Menschen nichts anders, [6] als der Spiritus seyn kan, und solche mit einen Licht versehen worden, so ist wohl Leuchte und Licht, Seel und Geist unterschieden. Aus den Hiob c. 10, 12. erhellet solches noch deutlicher, da er GOtt lobet, daß Er ihm nicht nur einen künstlich zusammen gefügten Leib gegeben, sondern auch das Leben geschencket, und seinen Odem bewahret. Und von GOttes Wort wird gesagt Daß es durch dringe, biß da scheidet Seel und Geist. Was will man endlich von dem Apostel sagen: Daß er GOtt bittet, er wolle seiner Zuhörer Geist bewahren samt Seele und Leib, daß Sie mögen unsträfflich behalten werden? und von Maria; wenn Sie ausrufft: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich GOttes etc. Es ist nicht unbekandt, daß viele diese Schrifft-Stellen nach ihren Sinn erklähren und von den Worten, ohne Ursache abgehen: Allein wenn sich ein Casus eräugnet, welcher ohne diese hypothesi de tribus partibus, sich nicht resolviren lässet, so wissen diese guten Leute nicht, wo sie sich sollen hinwenden. Die meisten nehmen ihre Zuflucht zum Teuffel. Der ist ein tausend Künstler, der richtet solche Wunder an. Andere die der Philosophie noch Platz geben [7] wollen, sagen ja wohl, es seye eine Sympathie, wenn man aber wissen will, was Sympathie ist, so können sie nicht läugnen, daß sie obscurum per asque obscurum expliciret. Die dritte Art solcher Leute, ist diejenige, welche sich nicht verrathen, und zu solchen Ende, lieber die gantze Geschichts-Erzehlung in Zweiffel ziehen wollen. Denn, sagen Sie, es seyn so viel Historien in der Welt, von Hexen, von Gespenstern, von Kobolden, und dergleichen, welche letzlich alle falsch und als Betrug erfunden werden. Ergo? sind alle Geschichte in rebus metaphysicis dieses Gelichters. Solche verschiedene sentiments hat man bißhero geführet, über die Nachricht von denen Vampiren oder Menschen-Säugern, welche uns dieser Tagen in denen öffentlichen Zeitungen bekandt gemacht worden. Die Relation war folgende:


Wien, von 5. Martii.

DEm vernehmen nach, haben Ihro Käyserliche Maj. den letztverwichenen Casum mit denen so genannten Vampiren, so in Illirischer Sprache Blutsauger heisset, wegen der dabey befindlichen Umstände, daß nehmlich ein schon längst verstorbener und begrabener Mensch des Nachts zu seinen lebenden [8] Freunden gekommen, und denselben das Blut dergestalt aussaugen können, daß diese davon sterben, und nach ihrem Tode auch wiederum dergleichen Blutsauger abgeben müssen, auch bey Ausgrabung sothaner Cörper, wenn selbigen nach der gewöhnlichen Execution, durch den Scharff-Richter, ein Pfal durch das Hertz geschlagen worden, gantz frisches Blut daraus geflossen, und ihnen theils an statt der abgeschabten alten Nägel wiederum neue, wie auch frisches Haar gewachsen seyn soll, von sothaner Curiosität und Wichtigkeit zu seyn erachtet, daß allerhöchst dieselben resolviret haben, die gantzletztere, wie auch die vor 7. Jahren eingelauffene Relation auf verschiedene Universitæten, und in specie dem berühmten Professor zu Altdorff, Herr D. Beyern zu überschicken, und dessen Sentiment und gutachten darüber einzuholen.

Nachdem uns aber nähere Nachricht zu handen kommen, und zwar von einen teste oculari welcher der Untersuchung dieser Sache selbst mit beygewohnet, und die darüber gefertigte Registratur eigenhändig unterschrieben; So achten wir es werde dem curiösen Leser nicht unangenehm fallen, [9] ihm solche zu communiciren. Es lautet aber dieselbe von Wort zu Wort also:


Actum, den 7den Januar. 1732
In dem Dorffe Medwedia des Königreichs Servien.


NAchdem die Anzeige geschehen, daß im besagten Dorff die so genanndten Vampiren einige Persohnen durch Aussaugung des Blutes umgebracht haben; Als ist auf hohe Verordnung eines Hochlöblichen Ober-Commando gegenwärtige Inquisition vorgenommen, und von der Stallater Heyducken Compagnie Capitain Groschitz, Hadnach Bariactar und Aeltesten Heyd: des Dorffes folgender maßen Summariter abgehöret worden. Welche einhellig aussagen, daß vor ungefehr 5. Jahren ein hießiger Heyduck, Nahmens Arnod Paole sich durch einen Fall von einen Heuwagen den Halß gebrochen; Dieser hat bey seinen Lebzeiten sich öffters verlauten lassen, daß er bey Cassova in dem türckischen Servien von einen Vampiren geplaget worden sey, dahero er von der Erden des Vampiren[10] Grabes gegessen, und sich mit dessen Blut geschmiret habe, um von der gelittenen Plage entlediget zu werden. In 20. oder 30. Tagen nach seinen Todes-Fall, haben sich einige Leute geklaget, daß sie von obgedachten Arnod Paole geplaget worden, wie dann auch würcklich vier Persohnen von ihm umgebracht. Um nun dieses Ubel einzustellen haben, sie auf Einrathen ihres Hadnacks (welcher schon vorhin bey dergleichen Begebenheiten gewesen, diesen Arnod Paole, in beyläuffig 40. Tagen nach seinen Tode ausgegraben und gefunden, daß er gantz voll und unversehrt sey, auch ihme das frische Blut zu den Augen, Nasen, Mund und Ohren heraus gefloßen, das Hemde Uber Tuch und Sarg gantz blutig geweßen, die alte Nägel an Händen und Füßen abgefallen, und dargegen andere neue gewachsen seye. Weil sie nun daraus ersehen, daß er ein würcklicher Vampir sey; Als haben sie demselben nach ihrer Gewohnheit, einen Pfahl durch das Hertz geschlagen, wobey er einen lauten Schrey gethan, und ein häuffiges Blut von sich gelaßen, wornach sie den Cörper gleich noch selbigen Tag zu Aschen verbrennet und ins Grab geworffen. Ferner sagen obgedachte Leute aus, daß alle diejenige, [11] welche von denen Vampiren umgebracht werden, müßten auch wiederum dergleichen werden, alshaben sie die obberührte 4. Persohnen, auf gleiche Art exequiret.

Deme fügen sie auch hinzu, daß dieser Arnod Paole nicht allein die Leuthe, sondern auch das Vieh angegriffen, und das Blut ausgesauget, und weilen die Leute von diesem Vieh das Fleisch genutzet; so zeiget sichs auffs neue, daß sich wiederum einige Vampiren alhier befinden. Allermaßen in Zeit von 3. Monathen 17. jung und alte Persohnen mit Tod abgegangen, worunter einige ohne vorher gehabte Kranheit in zwey oder längstens 3. Tagen gestorben, und meldet der Heyduck, Jehoviza, daß seine Schwieger-Tochter, Nahmens Stanvicka vor 15. Tagen frisch und gesund sich schlaffen geleget, um Mitternacht aber ist sie mit einem entsetzlichen Geschrey Furcht und Zittern aus dem Schlaff auffgefahren, und geklaget, daß sie von einem vor 9. Wochen verstorbenen Heyduckens Sohn, Millove sey um den Hals gewürget worden, worauf sie auch einigen Schmertzen auf der Brust empfunden, und von Stund zu Stund sich schlechter befunden, biß sie endlich den dritten [12] Tag gestorben. Hierauf seyn wir den nachfolgenden Mittag auf den Freythoff gegangen, um die verdächtigen Gräber zu eröffnen und die darinnen befindlichen Cörper zu visitiren, wobey sich gezeuget daß:

I. Ein Weib, nahmens Stana 20 Jahr alt, so vor 2. Monathen nach 3.tägiger Kranckheit gestorben, und vor ihrem Tode selbsten ausgesaget, daß sie sich mit dem Blute eines Vampiren bestrichen hätte, folglichen sowohl sie, als ihr Kind, (welches gleich nach dero Geburth gestorben, und von denen Hunden biß auf die Helffte zerrißen worden:) ebenfals Vampiren werden müssen, gantz vollkommen und unverweset waren, nach Eröffnung der Brust zeigte sich auch eine Quantität frisches, extravasirtes Geblüthe, das Hertz, Lungen, Leber, Miltz, Magen und Gedärm, waren dabey im vollkommenen guten Stand, die Haut aber an Händ und Füßen, samt denen alten Nägeln, fiele von sich selbsten herunter, herentgegen zeigten sich andere frische und etwas mit Blut unterlauffene Nägel.
II. War gleichfals ein Weib, nahmens Miliza beyläuffig 60. Jahr alt, in dem vorberührten Stand, welche nach 3. Monathen [13] Kranckheit mit Tod abgegangen, und vor 90. Tagen begraben worden, nach der Leute Aussage jetziger Zeit den Anfang derer Vampiren gemacht haben soll, zumahln sie das Fleisch von denen Schaaffen, so von denen Vampiren getödtet worden, gegessen hat.
III. War Besonders ein 8tägiges Kind so bey der Eröffnung die Brust nebst den Hertzen voller frischen Geblüts zeigete, und neue Nägel an Händen und Füßen hatte, das Gehirn aber, war einer wohl Concoctirten Materie gleich, welches Kind 90. Tage im Grabe gelegen.
IV. Wurde eines Heyduckens Sohn, Millove 16. Jahr alt, ausgegraben, so 9. Wochen in der Erde gelegen, und auch drey Tage kranck gewesen, bey welchen sich obbemeldete Zustände zeigeten.
V. Ist Joachim auch eines Heyducken Sohn, 17. Jahr alt in 3.tägiger Kranckheit gleich den vorigen gestorben so vor 36. Tagen begraben worden.
VI. Nicht weniger fande sich ein Mägdlein von 10. Jahren, welche vor zwey Monath gestorben gantz unverweset.
VII. Ein Weib Nahmens Ruscha 30. Jahr alt, welche nach 10. tägiger Kranckheit [14] gestorben und vor 6. Wochen begraben worden, bey welcher sich auch frisches Blut nicht allein in der Brust, sondern auch im Magen gefunden hat. Ingleichen ist man mit ihren Kinde gleichermassen verfahren, solches war 18. Tag alt und 5. Wochen begraben.
VIII. Hat man des Hadnachs Eheweib, Milossova mit samt den Kind ausgraben laßen, welche vor 7. Wochen, ihr Kind aber, so acht Monath alt war, vor 3. Wochen gestorben, und gefunden, daß so wohl die Mutter, als Kind völlig verwesen waren, dahero sie wiederum ins Grab gelegt worden.
IX. Ein Knecht des hiesigen Corporals Rade, 23. Jahr alt ist in 3. Monath Kranckheit gestorben, gleichfals verweset gefunden worden.
X. Des hiesigen Bariactars Weib, samt den kleinen Kind, so vor 5. Wochen gestorben, war gleichfals verweßet.
XI. Stanckco ein Heyduck 60. Jahr alt, vor 6. Wochen gestorben, welcher 3. Tage kranck gewesen. Bey diesen hat sich nach genauer Untersuchung geäußert, daß er unversehrt, gleich den ob angeregten Vampiren ein Hauffiges extravasirtes Geblüt [15] in der Brust und Hertzen gehabt, die übrigen Viscera waren auch in guten Stand.
XII. Millove ein Heyduck 25. Jahr alt, war ein Vampir.
XIII. Stanvicka eines Heyducken Eheweib 22. Jahr alt, ist in 3. tägiger Kranckheit, vor 13. Tägen gestorben; bey der Eröffnung hat sich dargethan, daß sie erstlich in den Angesicht und Hals gantz schön roth und Lebhaffter Farbe war, aus der Nasen flosse ihr ein frisches Blut, ingleichen fande sich auch in der Brust und Magen ein frisches Geblüth in großer Quantität, der übrige Leib war auch nicht im mindesten verweset.

Nach geschehener Visitation sind denen sämtlichen Vampiren die Köpffe heruntergeschlagen und samt denen Cörpern völlig verbrennet, die Asche davon in das Wasser geworffen, die verwesete Leiber aber, wieder in das Grab gelegt worden.

Actum ut supra.
Sa. Freyl. von Köttwitz
Fähndl. von Alexander
          Bütner
Granad. Oberstleut.
Löbl. Pr. Alex. Reg.
Johann Flückinger
Reg. Feldscheer Löbl. Baron Furstenbaschl. Reg.



[16] In dreyer Zeugen Mund besteht die Wahrheit. Es wird also diese Geschichts-Erzehlung billich so lange geglaubet, biß mit mehrern und bessern Zeugen, deren Ungrund dargethan wird. Nun ist die Frage, ob dieses eine Sympathetische, eine teufflische oder Astralischer Geister Würckung sey? Als welches dem Herrn von Köttwitz, als einen Liebhaber der Wahrheit, bewogen, nachfolgendes Schreiben nach Leipzig zu senden, um derer gelehrten Meynung darüber zu erfahren, welches wir, weil es noch mehr Curiosa von dieser Materie in sich hält beyzufügen kein Bedencken tragen:


Belgrad, den 26.
Jan. 1732.

     Hoch Edelgebohrner,

          Hochgelahrter Herr Doctor.

ICh nehme mir die Freyheit denenselben einen Casum zu communiciren, welcher sich, zwar schon vorlängstens, jedoch jetzo besonders in unserm Königreich Servien ereignet, welcher Ew. HochEdelgebl. aus beygelegter Relation der dasigen Ortes von einen löblichen Ober-Commando angestellten Commission des nechesten ersehen werden; [17] Es werden solche Aes r in der Türckischen Sprache Vampiren oder Menschen-Säuger genennet, welche Capable seyn in kurzer Zeit ein gantzes Dorff an Menschen und Vieh zu ruiniren, weswegen fast täglich häuffige Klagen bey hießiger Regierung deswegen einlauffen; Es hat sich noch ausser dem darinn benennten Dorffe Medwedia, auff einem andern Kuklina zugetragen, welches auch dasige Einwohner endlich bekräfftigen daß zwey Brüder von so einen Vampiren zu Nacht-Zeit geplaget worden, weswegen einer um den andern gewachet, da es denn wie ein Hund die Thüre geöffnet, auf Anschreyen aber gleich wieder davon gelauffen, biß endlich alle beyde einmahl eingeschlaffen, da es denn dem einen in einen Augenblick einen rothen Flecken unter dem rechten Ohr gesauget, welcher in zen Tagen daran gestorben, und was noch abscheulicher, so ist ein als gestern beerdigter Heyduck folgende Nacht zu seinem Weibe gekommen, selbige ordentlich hergenommen, welches solches gleich Tages darauff dem Hadnaek selbigen Ortes angedeutet, mit vermelden, daß er seine Sache sowohl als bey Lebzeiten verrichtet, ausser, daß der Saamen gantz kalt gewesen, sie ist dennoch davon [18] schwanger worden und nach gewöhnlichen Termino derer 40 Wochen ein Kind gebohren, welches die völlige Proportion eines Knabens, jedoch kein einiges Glied hatte, sondern wie ein pures Stücke Fleisch gewesen, auch nach zen Tagen wie eine Wurst zusammen geruntzelt, weiln man nun allhier ein ungemeines Wunder daraus machet, als unterstehe mich dero Particular Meynung mir gehorsamst auszubitten, ob solches etwas Sympathetisches, teuflisches, oder Astralischer Geister Würckung sey? der ich mit vieler Hochachtung verharre,

      Ew. HochEdelgebl.

Meines Hochgelahrten Herrn

            Doctoris,


gehorsamster Diener,
Sieg. Alex. F. von Köttwitz
Fähndl. des löbl. Printz Ale.
xandrischen Regiments.


[19]

      A Monsieur

Monsieur N. N. Docteur & Professeur

      trés celebre & Directeur de l'Academie N. C. G.          á

Leipzig.                    


UNsere Meynung hierüber zu entdecken, dürffen wir zum voraus unerinnert nicht lassen, daß äer, so die Philosophi unter die Elementa rechnen, von denen Hebräern nicht darunter gesetzet werde, indem in der Welt was höheres und geheimeres als die Elementen, seyn müsse, welches gleichsam das Mittel und der Leim seyn solle, so die forams superiores mit denen Materiis inferiorbus, d.i. den Himmel mit der Erde, oder die Seele mit den Leib verbinde; Und das ist der Welt-Geist, welcher alle Geheimnisse der himmlischen Gegend, und deren influenz, als ein Schooß der gantzen Natur, in sich begreifft, u. dem übrigen Elementis u. elementatis mittheilet; Wodurch die Geister der Menschen, welche sehr weit entfernet sind, mit einander conferiren, und geistlicher Weiße sprechen können. Denn mit denselben vereinbahren sich die Geister [20] des Menschen gar leichtlich weil sie daher, als aus einer Quelle entsprungen, und ihrer Substanz nach, von selbigen nicht anders unterschieden sind, als ein tropffen Wassers, von seiner Massa. Dieses ist der Geist, welcher sich selbsten in das menschliche Geblüt verwandelt, in welcher sichtbahren Gestalt, er nichts destoweniger unsichtbahre Dinge, nemlich die vernünfftige Seele, ja gute und böse Geister begreiffet. Denn das letztere lehret uns die H. Schrifft selbst, und die tägliche Erfahrung z E. an denen beseßenen. Daß aber die Seele, ihren Sitz, in diesen Contracto Spiritu habe wird aus vielen Schrifft-Stellen erwiesen; Dahero sagt Gott, Gen, 9. v. 4. & 5. Esset das Fleisch nicht, das noch lebt in seinen Blut: Denn ich will auch eures Leibes Blut rächen, und wills an allen Thieren rächen, an einen jeglichen Menschen, als der sein Bruder ist: Und deswegen heisset beym Job, 24, 12. daß die Seele der erschlagenen schreye, wegen der Violation ihrer Wohnung, die sie im Geblüte hat. Denn des Leibes Leben ist im Blut Lev. 17, 10. welches im 14. vers nachdencklich wiederholet wird. Ja! spricht der geneigte Leser, das gebe ich leichtlich [21] zu, daß das Blut ein Geist, und in diesen Geist die Seele wohne? Quid inde? Ich möchte gern wissen, wie das möglich sey, daß ein Geist eines lebendigen Menschen Blut aussauge? Dieses zu beantworten, muste obiges præmittiret werden: Wir haben nehmlich gesagt, daß vermittelst des allgemeinen Welt-Geistes, die Geister mit einander correspondiren können. Gleichwie aber gütige und boßhaffte Geister sind, also ist auch ihre Conversation, wenn man es nach Menschlicher Art, so nennen darff, entweder gut oder böse. Das erstere nennt man Sympathiam, das andere Antipathiam. Denn wo die Geister sehr von einander unterschieden seyn, da kan ohnmöglich eine Ubereinstimmung seyn. Wenn aber ein Reich mit ihm selbst uneins wird, wie will das bestehen? Es reibt eines das andere auf. Wenn nun die Theile des Menschen auffhören vereiniget zu seyn, das ist, wenn der Mensch stirbt, so geht die Seele zu GOtt, der sie gegeben hat. Der Leib wird zur Erde. Der Geist aber geht nach des Leibes Verwesung, in das geistliche Meer, woraus er geflossen ist zurück. Mit welcher Impression nun die Seele von den Menschen [22] ausfähret, mit solcher ist ohne Zweiffel sein vehiculum, der Astral-Geist imprægniret, und daher entstehen nach der Separation gute, oder böse Operationes. Wir finden in obiger Relation von verschiedenen Vampiren, daß Sie bey ihren Lebzeiten schon gesagt, daß Sie nach ihren Tode Menschen-Sauger werden würden, und was ist vor ein Zweiffel, daß Sie auch beym letzten Augenblick ihres Lebens eben diese schädliche Gedancken werden gehabt haben, und daß diese Begebenheiten die Effecta davon seyn, welche um so viel eher von jedweden vor possible gehalten werden, wenn er weiß, daß das Geblüt nicht anders, als ein Geist sey. Das aber ein Geist könne ausgesauget werden ist nichts unerhörtes, indem schon Hiob, durch GOttes Zulassung, von denen Antipathetischen Geistern, so ihm doch an das Leben nicht kommen durfften, also geplaget und erschrecket wurde, daß Er C. 6. v. 4. klaget: Die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, derselben Grimm säufft aus meinen Geist, und die Schrecknisse GOttes sind auf mich gerichtet.

Tantum.



[23]

Reflections
über
Die Acten-mäßige
und umständliche
RELATION
von denen
Vampiren oder Menschen-Saugern,


Wodurch die Ursachen, der an denenselben befundenen Unverweßlichkeit, des Wachsthums neuer Haare Nägel, Haut und des Barts, wie auch des aus denen selben fließenden frischen Geblütes, nicht weniger derer Vampiren Würckungen, in die Lebendigen Menschen, nebst der Execution an deren Todten-Cörpern, und endlich des lauten Schreyes, so ein solcher verstorbener Vampir bey der Execution von sich gegeben hat, untersuchet, und aus der verborgenen Philosophie, an das Tages Licht gestellet werden.


[24]
Philosophischer
und
Curieuser Leser.

NAchdem wir in der Actenmäßigen und umständlichen Relation, von denen Vampiren oder Menschen-Säugern, welche in dem Königreich Servien, sich letzthin hervorgethan, unsere Meynung nur in genere eröffnet, und selbige vielleicht einem und den andern, die von dem Wesen und Würckungen des Geistes, noch keinen genauen Concept haben, undeutlich geschienen, so sind wir bewogen worden, diese Casus mit einer special-Untersuchung zubegleiten. Wir finden aber in denenselbigen hauptsächlich auf folgende Phœnomena zu reflectiren: Erstlich auf die Unverweßlichkeit derer in denen Gräbern gefundenen und doch gleichwohl schon längst verstorbenen Cörper. Zum andern auf das Wachsen der Barth- und Haupt-Haare, ingleichen neuer Nägel und Haut 3.) auf das frische und fließende Geblüt 4.) auf derer Vampiren Würckungen in die Lebendigen Menschen, 5.) auf die beschehene Executiones an denen entselten Cörpern 6.) auf das Schreyen des einen Vampiren, so er bey der vollstreckten Execution von sich zu hören laßen.

[25]
§. 1.

Was die Unverweßlichkeit derer entselten Cörper anbelanget, so ist allen Sterblichen bekannt, daß solche an denen Vampiren so was außerordentliches sey, als wahrhafftig der Ausspruch ist, daß der Mensch Erde sey und zur Erden werden müsse. Gleichwohl finden sich in unserer Relation viel Exempel, daß verweßliche Cörper lange Zeit sind unverweßlich geblieben. Uber der Ursache sind die Gelehrten, wie es zu gehen pflegt, nicht einerley Meynung. Uns ist aus der Philosophie und Schrifft bekant, haben auch solches bereits in angeregter Relation, mit mehrern angeführet, daß der Mensch aus dreyen Theilen bestehe: Leib, Seel und Geist; Durch die Seele verstehen wir, das unsterbliche Wesen, den Leib sehen wird, und der Geist ist ein Theil des allgemeinen Welt-Geistes, wovon wir oben gesagt haben, daß solcher nicht unter die Elemente zu rechnen sey. Dieser Menschliche Geist nun macht, so lange er in dem Cörper ist, daß er wachsen und zunehmen, schwach und starck werden kan, welches von der unsterblichen Seele nicht gesagt werden kan, als deren Wesen keiner Veränderung unterworffen ist. Inzwischen dependiret das [26] Menschliche Leben allerdings von der Seele, dieweil ein Mensch kein Mensch mehr ist, wenn ihm ein wesentlicher Theil desselben abgehet, sondern er bleibt nur ein Leib. Nun fragt es sich, ob ein Leib der keine unsterbliche Seele mehr in sich hat, dennoch lebhafft seyn könne? Wir tragen, nach unserer Hypothesi, kein Bedencken hierauf mit ja zu antworten. Denn da der Mensch, wie wir bey unserer Relation erinnert, schon, ehe noch die Seele gewesen, geschaffen worden, so hat er, wenn man ihn, an sich betrachtet, nicht anders seyn können, als lebendig. Qualis enim causa talis effectus. GOtt kan nichts todtes schaffen, der das Leben selber ist. Also muste in den Leib schon was lebendes, das ist, ein Geist seyn, sonst wäre derselbe nicht ein Leib, sondern ein Bild, Statue oder dergleichen etwas gewesen. Der Menschliche Leib bestehet also, aus einen Geist, den er mit allen andern Cörpern in der gantzen Natur gemein hat, und der mit den algemeinen Welt-Geist zusammen hanget. Wenn nun gleich der Mensch sein eigentlich so genanntes Leben verliehret, so behält er doch seine vitalität, die er mit andern Cörpern gemein hat. Woher komt demnach die Unverweßlichkeit derer Vampiren? [27] Es kan solche nicht anders deduciret werden, als von diesen Geist. Wir haben oben gesagt, daß solcher gegen den allgemeinen Welt Geist zu consideriren sey, als eine Tropffe Wassers der von seinem Meere umgeben sey, durch dessen Krafft er vermehrt, belebet, beweget, und nutriret wird. Dieses Nutriment nun geschiehet, indem er seines gleichen zu sich zieht, und an sich sauget. Wir wollen dieses mit einen raren Experiment, welches Robertus Fludd de Fluctibus L. 2. de Tritici Anatomia beschreibet, erläutern. Es machte nehmlich derselbe einen Spiritum aus Waytzen-Körnern, welcher weiß war und hell wie ein Christall, da er ihn aber an das Licht brachte, hat er zwischen beyden eine solche Sympathie wahrgenommen, daß derselbe Geist, mit seiner magnetischen Krafft, eine formale Tinctur von den Licht an sich gezogen, welche dessen Christalline weisse Farbe in eine Rubin-rothe innerhalb wenig Stunden verändert. Woraus denn wie die multiplication in regno vegetabili so wohl, als animali zugehe, kan geschlossen werden, darum sagt der angeführte Engelländer, loco cit. Ideo sequitur | quod spiritus hic sibi & sui generis materiam assugat, & quod [28] materia, naturali quodam Appetitu, portionem lucis sibi requisitam ad ejus informationem attrabat. und an einen andern Ort: Hæc procul dubio est substantia ex qua sanguis animalis creatur. Wie aber dieser Geist seines gleichen an sich ziehe, belehret uns das Exempel des salis Tartari, welches den in der Lufft verborgenen volatilischen Geist, mit einer magnetischen Krafft an sich ziehet, biß es wegen der äerischen Substanz die er an sich gesogen, so crud und flüßig wird, daß es in der Gestalt eines liqueurs, wie gemein Wasser zu fliessen pfleget. Wenn nun solchergestalt der Geist auch bey einen entseelten Cörper ist, und sein Nutriment haben kan, so ist leicht zu erachten, warum, nach der Relation, die Vampir oder Menschen-Säuger lange nach ihren Tode eine Unverweßlichkeit u. Lebhafftigkeit sehen lassen, und man braucht nicht zu sagen, daß diese Leute an Gifft gestorben, oder opium bekommen hätten, welches Muthmassungen sind, die bey so vielen Leuten, nicht eintreffen können.

§. 2.

Das andere Phœnomenon so uns bey unserer Relation zu betrachten vorkommt, ist das Wachsen der Haare Nägel und Haut. [29] Dieses alles rühret her, von eben dem Nutriment des Geistes, davon wir jetzo gehandelt haben, und von dessen Activität, mit welcher er sich bestrebt, zu seinen allgemeinen Geist zurücke zu kehren, oder was neues zu operiren. Es erzehlt ob angeführter berühmter Autor ein curiöses Experiment, welches diese Würckung des Geistes ungemein erklähret: Nun komme ich, spricht er, auf die raison, wodurch ich beweisen will, daß dieser Geist die Ursache alles Wachsthums seye, welches ein Experiment ist, so denen Ungläubigen vielleicht unmöglich scheinen wird; weil ich aber weiß, daß es wahr ist, und ich es mit meinen Augen gesehen, so trage ich kein Bedencken, solches auf meine Treu und Glauben zu referiren. Einsmahls ruffte mich mein Laborante, so ein Frantzoß von Geburth war, ins Laboratorium, und zeigte mir ein dünnes eisernes Blech, welches auf einen irrdenen Topf gedeckt war, worinnen er einen Theil von denen Hefen, woraus nachgehends der Waytzen Spiritus, (davon vorher gedacht worden,) gemacht wurde, ohngefehr 5. Wochen lang aufgehalten hatte: Da ich denn observiret, daß dieser durchdringende Geist, aus den Topff worinnen er ein geschlossen war, hinauf gestiegen,[30] und den eisernen Deckel durchbohret, auch seiner natürlichen Wirckung nach, so starck operiret, daß er 10000. Hälmigen, so dem Croco ähnlich waren, wie das aufgehende Gedräyde, von den Eisen in die Höhe getrieben, und hervorkeimend gemacht, welche alle in der Länge einer kleinen Nadel gewachsen waren; welches Anschauen, uns beyde in nicht geringe Verwunderung setzte, und uns fest persuadirte, daß dieses allein dasjenige sey, was den Wachsthum verursache. Ich schliesse also mit den Philosophis: Quod fuit tale, est magis tale, und es ist daraus deutlich abzunehmen, das die thätige Krafft des Geistes, welcher bey denen Vampiren ist, die einige warhaffte wirckende Ursache sey, daß ihnen neue Nägel, Haare und Haut gewachsen: und man braucht die Nägel und Haare nicht mit den Mooß der Bäume zu vergleichen, oder zu sagen, daß die alte Haut aus Mangel der Transpiration abfalle; (Denn woher komt die neue Haut?) oder sonst übel zusammen hengende raisons zu fingiren. Doch wir lassen jeden glauben was er will.

§. 3.

Wir kommen nun auf das Geblüt, welches [31] frisch aus denen Vampiren geflossen, und inwendig extravasiret gefunden worden. Wenn dieses an einen eintzigen derer Vampiren, geschehen wäre, könte man ja wohl sagen: Wer weiß wie man mit dem Cörper bey der Ausgrabung und Oeffnung umgegangen? Aber da es bey so vielen observirt worden, muß wohl eine allgemeine Ursache seyn, die diese Würckung produciret. Das todte Cörper geblutet haben, begehrt niemand leicht in Zweiffel zu ziehen, aber daß das Geblüt so frisch, und so häuffig, in- und ausser den Cörper geflossen, ist was besonders. Doch es ist leicht zubegreiffen,, wenn man weiß, was wir oben demonstriret haben, daß der Geist von dem allgemeinen Welt-Geist nutriret werde. Es wäre also nur die Frage, wie dieses Nutriment flüßig werde daß es wie Blut fliesse; doch hierauf ist im vorhergehenden §. bey den Experiment mit den Sali Tartari geantwortet; Inzwischen wirdt der curiöse Leser zu wissen verlangen: Wie dieses flüßige, eine Blutfarbe bekomme? Es sagen zwar die meisten es rühre die rothe Farbe des Geblütes, bey den Menschen, von der Röthe der Leber her, als deren Substantz sehr roth sey; gleich als wenn die Leber so [32] eine unendliche Röthe hätte, daß sie eine unglaubliche Menge weissen chili, ohne Abgane ihrer Röthe färben könne. Wenn man auch solches zugeben wolte, so wäre wieder die Frage, wo denn die Leber diese rothe Farbe, so dergleichen virtutem multiplicandi haben soll, her habe? Da die substantz der Leber selber ihren Ursprung ohnstreitig vom Geblüte hat. Daher ist klar, daß das Principiatum diese qualitatem nicht haben könne, welche nicht einmahl in seinem Principio zu finden ist. Denn wir sehen nicht, daß das Geblüthe so eine unendliche Vermehrungs Krafft habe, daß es eine unendliche Farbe suo simili mittheile. Andere sagen es sey dieses, occulta Naturæ Proprietas. Wohlgegeben. Obscurum per obscurius. Wir antworten aber auf die quæstion, daß die Krafft das Blut zu tingiren, weder in der Leber, noch irgend einen Theile des menschlichen Leibes bestehe: Sondern in dem Welt-Geist selbst verborgen liege, welcher durch des Menschl. Geistes Magnetischer Krafft eingesogen wird. Videlicet sagt der angeführte scharffsinnige Autor L. 2. de Mystica sanguinis Anatomia, quia pars Plantæ äerea, quæ nihil aliud essevitetur, quam [33] sal quoddam volatile, quæ in liquida sua substantia est, manifeste candida & limpida esse videtur, tametsi in suo occulto valde est rubedine tineta, imo magnetica quadam virtute intrinsicus & centraliter ei adnata, promta est, hujusmodi substantiam ad formam solar em undique in vastu mundi spiritu, invisibiliter delitescentem sibi attrahere & in se congregare, ac si esset materia quædam, in natura fæminea, quæ lucis formam avide affectat, eamque rapide ad se allicit. Das Experiment, welches wir oben hievon angeführet, legt klärlich am Tage, daß da das durchsichtige und geistliche Wesen, derer Wäytzen-Körner an das Sonnen Licht gelegt worden, in wenig Stunden in eine rothe Farbe verwandelt worden. Daher demt zu schliessen, woher es kömme, daß die Vampiren, frisches, fliessendes und Blut färbiges oder ordentliches Geblüth, bey sich haben können.

§. 4.

Aus diesen allen werden wir nun leichtlich expliciren können: woher die schändliche Würckung der Blutsauger bey den lebendigen Menschen kome. Ist ein Geist Capable, aus den allgemeinen Welt Geist seines gleiche an sich zu saugen wie solches bißhero Demonstrirt [34] ist, so kan er auch wohl dasjenige Tröpfflein, welches von diesen geistlichen Welt Meer, in einen lebendigen Menschen ist, an sich ziehen. Wie demnach eine feindseelige Hexe, den Strahl ihrer Augen auf ein Kind richtet, mit der festen Intention selbiges zu behexen, und das Kind dadurch gleich behexet, oder beschrien wird, also ist es auch mit andern Magischen Operationen des Geistes. Also sagt man von der Eltern Fluch, daß er insgemein begleibe. Warum? Er gehet von Hertzen, i.e. er geschieht durch eine hefftige Bewegung des Geistes. Wenn ein Geist seine Ideen auf gewisse Menschen richtet, vel ad bene dicendum vel ad maledicendum aut agendum fangen selbige gleich an, verborgen in ihnen zu operiren. Gleich wie aber dieses unter den lebendigen Menschen geschiehet: so kan der Geist eines Menschen auch nach dessen Tod, seine schädliche Intention und impression die er in Articulo Mortis gehabt, in eines lebenden Menschen Geist exerciren. Denn der Geist ist ein Wesen so da lebet, und nach ideen agiret, als worinnen er von den Cörper Wesentlich unterschieden, und weilen ihm also die ideen essential sind, werden sie auch durch den Tod nicht extirpiret, sondern [35] sie agiren nach ihren Concepte fort, biß sie gestöret werden. Haben nun die Vampiren bey ihren Leben die scharffe impression gehabt, daß sie Menschen-Sauger werden müsten, oder sie sind von andern Vampiren durch Bestreichung mit dem Blut, mit dergleichen ideen imprægnirt worden, so bewerckstelligen sie diese Impression nach ihren Tode, und imprimiren dem Geist so sie aus saugen gleichfalls die idee Menschen Sauger zu werden, wie etwa eine Mutter, so mit einen Kinde schwanger gehet ihre monströse ideen dem Kinde imprimiren kan. Dahero gar wohl zu glauben, daß dergleichen Vampiren weil ihre ideen Communicable sind, ein gantzes Dorff aufreiben können. Es ist also vergebens, wenn man sich bereden will, daß alle diese Sachen, blos in der Einbildung der lebenden Menschen bestehen, daß diese Vampiren vielleicht eines plötzlichen Todes gestorben; ja, daß vielleicht die Anverwandten selbst Schuld an denselben gewesen und daher von den bösen Gewissen geplaget würden; Ein plötzlicher Tod aber, oder auch ein böses Gewissen, mache bey denen überbleibenden eine Traurigkeit, diese verursache eine Melancholie, diese veranlasse unruhige Nächte, wodurch die Kräffte geschwächet und Kranckheit [36] ja endlich der Tod zu gezogen würde. Alles dieses möchte man sagen wenn, diese Begebenheit einmahl u. nur bey einen Cörper, sich eräugnet hätte; Was will man aber vor eine raison geben, von denen vielen Exempeln, die nicht in einen Hauße, nicht in einer Familie, und nicht an einen Orte sich zugetragen; sind diese Leute, so man Vampiren nennet, alle plötzlich gestorben? haben die Hinterlassene bey allen, Schuld an ihren Tode gehabt? und sind daher vom bösen Gewissen geplagt worden? haben Sie sich deswegen alle zu tode gegrämet? und warum haben Sie alle einerley Kranckheit bekommen? Ich könnte eine Exempel erzehlen, so sich in einer teutschen Provintz, an einen von Adel zugetragen, welcher weit genung von Medwedia gewessen, und doch fast eben die Operation nach seinen Tod spühren lassen, wie die Vampiren: Aber sein Geschlecht ist zu bekandt; daß ich billich von solcher Erzehlung abstrahire. Inzwischen will ich hier ob similitudinem Argumenti, eine Relation inseriren, von einen Vampir, der sich zwar in Ungarn, aber in den Rahmer-District, in einen Dorffe, Nahmens Kisolova, so weit genug von Medwedia liegt, anno 1725. gezeiget [37] Worüber der Käyserl. Provisor damahls folgendes an die Administration nach Belgrad einberichtet: Vide, M. Ranfftii duas Exercitationes, de Masticatione mortuorum in Tumulis in 80 Lipsiæ apud August Martini.

Nachdem bereits vor 10. Wochen ein in dem Dorffe Kisolova, Rahmer district, gesessener Unterthan, Nahmens Peter Plogojowiz, mit Tode abgegangen, und nach Rätzischer Manier zur Erden bestattet worden, hatt sichs im ermeldten Dorff Kisolova geäussert, daß innerhalb 8. Tagen, 9. Persohnen, so wohl alte, als junge, nach überstandener 24. stündiger Kranckheit also dahin gestorben, daß als sie noch auf dem Tod-Bette lebendig lagen, sie öffentlich ausgesaget, daß obbemeldeter vor 10. Wochen verstorbener Plogojowitz zu ihnen im Schlaff gekommen, sich auf sie geleget und gewürget, daß sie nunmehro den Geist aufgeben müsten; Gleichwie denn hierüber die übrigen Unterthanen sehr bestürtzet, in solchen nochmehr bestärcket worden, da des verstorbenen Peter Plogojowiz Weib, nachdem sie zu vor ausgesagt', daß ihr Mann zu ihr gekommen, und seine Opanki oder Schuhe begehret, von dem Dorff [38] Kisolova weg, und sich in ein anderes begeben; sintemahl aber, bey dergleichen Persohnen, so sie Vampyri nennen ) verschiedene Zeichen, als dessen Cörper unverweset, Haut Haar Bart und Nägel an ihm wachsend zu sehen seyn müsten, als haben sich die Unterthanen einhellig resolviret, das Grab des Peter Plogojowiz zu eröffnen, und zu sehen, ob sich würcklich obbemeldete Zeichen an ihm befinden, zu welchem Ende sie denn sich zu mir hieher verfügeten, und nebst Andeutung vorerwehnten Casus mich samt den hießigen Poppen oder geistlichen ersuchet, der Besichtigung beyzuwohnen; und ob ihnen schon erstlich solches Factum reprobiret, mit Meldung, daß ein solches vorhero an eine löbliche Adminstration unterthänig gehorsamst berichten, und derselben hohe Verfassung hierüber vernehmen müste, haben sie sich doch keinesweges hierzu bequemen wollen, sondern vielmehr die kurtze Antwort von sich gegeben; ich möchte thun, was ich wolte, allein wofern ich ihnen nicht verstatten würde, auf vorherige Besichtigung und rechtlich Erkänntniß mit den Cörper nach ihren Gebrauch zuverfahren, müsten Sie Hauß und Gut verlassen, weil biß zu Erhaltung einer gnädigsten Resolution [39] von Belgrad wohl das gantze Dorff (wie schon unter Türckischen Zeiten geschehen seyn solte) durch solchen üblen Geist zu Grunde gehen könte, welches Sie nicht erwarten wolten. Da denn solche Leute weder mit guten Worten noch Bedrohungen von ihrer gefaßten Resolution abhalten konnte, habe ich mich mit Zuziehung des Grudisker Poppen, in gemeldetes Dorff Kisolova begeben, den bereits ausgegrabenen Cörper des Peter Plogojowiz besichtiget, und gründlicher Warheit gemäß folgendes befunden: Daß erstlich von solchen Cörper und dessen Grabe nicht der mindeste, sonsten den Todten gemeiner Geruch verspühret, der Cörper, ausser der Nassen, welche etwas abgefallen, gantz frisch, Haar und Bart, ja auch die Nägel, wovon die alten weggefallen, an ihn gewachsen, die alte Haut, welche etwas weißlicht war, hat sich hinweg gescheelet, und eine neue frische hervorgethan, das Gesichte, Hände und Füsse und der gantze Leib waren so beschaffen, daß Sie in seinen Lebzeiten nicht hätten vollkommener seyn können. In seinem Munde habe nicht ohne Erstaunen, einiges frisches Blut erblicket, welches der gemeinen Aussage nach er von denen durch ihn Umgebrachten gesogen; [40] in summa, es waren alle indicia vorhanden, welche dergleichen Leute (wie schon oben bemercket) an sich haben solten. Nachdem nun sowohl der Popp als ich dieses spectacul gesehen, der Pöbel aber mehr und mehr ergrimmter als bestürtzter wurde, haben, sie gesamte Unterthanen in schneller Eil einen Pfeil gespitzet, mit solchen den Toden-Cörper zu durchstechen, an das Hertz gesetzet, da denn bey solcher Durchstechung nicht nur allein häuffiges Blut, so gantz frisch, auch durch Ohren und Mund geflossen, sondern noch andere wilde Zeichen welche wegen hohen Respect umgehe) vorgangen; sie haben endlich offtermeldten Cörper, in hoc casu, gewöhnlichen Gebrauch nach zu Aschen verbrennet, welches denn einer Hoch. Löbl. Administration hinterbringen, und anbey gehorsammst unterthänigst bitten wollen, daß wenn hierinnen einen Fehler begangen haben solte, solchen nicht mir, sondern dem vor Furcht ausser sich selbst gesetzten Pöbel beyzumessen.

Käyserl. Provisor in Gradisker
District


Da nun dergleichen Casus sich an verschiedenen Orten zutragen, so muß wohl eine andere würckende Ursache seyn, als [41] die angegebene Traurigkeit über den schnellen Tod derer verschiedenen. Solche ist, wie gedacht, nichts anders als die Ideen der Geister, womit sie sich unter einander Afficiren, welche auf verschieden Weise excitiret werden können, dergestalt, daß sie auf dieses und nicht auf jenes Objectum sich richten. Daher kommen alle Erscheinungen der Toden, welche doch der eine, dem sie angehen warnimt, der andere nicht, und wodurch öffters die Lebendigen sehr gequälet werden, daher begiebt sichs, daß offt Leute, die ein starckes Commerce zusamen gehabt, einander bald im Tode folgen. Darum so geschehen solcher Sachen viel, sagt Theophr. Paracelsus P.2. de virtute Imaginativa, die dem Menschen groß anzusehen sind. Dabey solt ihr aber das Geschicht mercken, zu einen Beyspiel: Eine Frau die im puerperio liegt, und soll sterben, ist sie dem Tod, gram und feind, und stirbt in Neid und Haß über den Tod und wird dahin gerissen, oder fantasirt: Ich wolte das alle Welt mit mir stürbe, etc. und itzt generirt sich, (fährt er fort) ein gemeines Land-Sterben. Was man nun in einen Exempel zu affirmiren kein bedencken findet, das kan man auch in mehrern nicht negiren. Man gebe nur [42] acht, mit was vor einen affect, einer stirbt, und wenn man hernach von seines Geistes Erscheinung hören solte, so wird man finden, daß dessen Wirckung jederzeit, mit dem angemerckten Affect überein kommen werden.

§. 5.

Was ist nun vor ein Mittel dergleichen Würckung zu begegnen? Kein anders als das die Philosophie selbst vorschreibt: Tollatur Causa, Tolletur Affectus. Man suche des erscheinenden Geists idéen zu stören, welches die Leute zu Medwedia nach der Zeugen Aussage, probat befunden haben. In Hercule Sax. C. XI. lieset man, daß einsmahls die Pest in gantz Pohlen grassirt, woran in den Dorffe Rhezur ein Weib gestorben und begraben worden. Worauf die Pest angefangen, in denen benachbarten Häussern zu wüten. Gleichwie man nun gemuthmaßet, daß diese Frau eine Hexe gewesen, als habe man sie ausgegraben, den Kopff mit einen Spaten abgestochen und wieder begraben. Da denn die Pest aufgehöret habe. Unsere von den Vampiren angefochtene Medwedier machen es noch besser, sie schlagen nicht nur denen Cörpern einen Pfahl durchs Hertz, sondern verbrennen Sie gar zu Aschen; wodurch die Wohnung des Geistes auf einmahl zerstöret, und der Geist also mit seinen Ideen, turbiret wird.

[43]
§. 6.

Aber bey dergleichen Execution finden wir nach unserer Relation eine wunderbahre Begebenheit, nehmlich daß ein Vampir einen lauten Schrey gethan, da ihm der Pfahl durchs Hertz gestossen worden. Was soll man hiezu sagen? Es fällt mir hier bey ein, was Paracelsus sagt: in Fragm. de virtute imaginativa: Man müsse den Menschen theilen, in 2. Leiber, (i. e. Geist und Cörper:) in den so wir sehen, und in den, den wir nicht sehen: Der Leib sey ein Theil, des, so in ihm sey, und wircke, sey der andere Theil. Also seyn z.E. die Ohren ein Theil, das Gehör, der andere Theil, ingleichen sey die Zunge ein Theil, die Stimme der andere Theil, Womit er sonder Zweiffel anzeigen will, daß der Geist auch solche Dinge würcke, die wir sonst bloß dem Cörper zuzuschreiben pflegen: Die Sonne hat einen Schein, der ist nicht greifflich, gleichwohl brennet er Häusser ab, macht Feuer, Kohlen, Aschen! Die Einbildungs-Krafft des Geistes, möchte wohl mit der Sonne verglichen werden, und man darff sich nicht befremden lassen, daß durch selbige Würckungen entstehen die leiblich sind, da dergleichen sich in andern Dingen äussert. [44] Zur Erläuterung dessen, wird dem curiösen Leser nicht verdrießlich fallen, eine Historie, welche sich hieher schickt und zu Zeiten des offt erwehnten Roberdi Flud, zugetragen, anzuhören: Es hatte einer zu Paris, nicht weit von le Temple, die Chymische Anatomie des Blutes unternommen, und hiezu das Blut, so aus vieler Leute Armen gelassen war, und er von einen seiner Freunde bekommen hatte, 2. Jahr lang in einen wohlvermachten Topff, putrecren lassen. Den Anfang zu seiner Operation, machte er an einen Sonnabend ohngefehr um 9. Uhr; die gantze Woche über hielte er, gehöriger massen unterschiedene Gradus vom Feuer, und setzte also sein Vorhaben beständig fort. Am folgenden Freytag zu Mitternacht, als dieser Laborante, oben im Hause in seinen Zimmer, so gleich an seinem Laboratorio war, auf den Bette lage und schlummerte, und der Mond gantz helle in das Zimmer schiene, entstunde plötzlich ein grausames Brüllen, so eines Ochsen oder Löwens Brüllen nicht ungleich, worüber der Laborante so erschrack, daß ihm an gantzen Leib ein kalter Schweiß ausbrach: Er lag daher im Bette gantz still und rührte sich nicht. [45] Nachdem dieses Brüllen im Laboratorio aufgehöret hatte, wurde er augenblicklich zwischen selbigen und dem Fenster eines Nebels gewahr, der anfänglich in eine Oval-Forme zusammen gezogen, allmählich aber eine völlige menschliche Gestalt anzunehmen schiene, und nachdem solche noch einen gantz lauten Schrey gethan, verschwande. Ob nun gleich dieses einigen unglaublich scheinet, so haben doch, nicht nur die in denen nächsten Zimmern logirte Edelleute, sondern auch der Wirth und die Wirthin selbst, so im untersten Stock des Hauses gewohnet, ja auch die Nachbaren auf der andern Seite der Gasse, so wohl das Brüllen, als das Geschrey gehöret, darüber auch etliche aus den Schlaff erwacht sind. Der Laborante sagte, das wäre sein Trost gewesen, daß der Bischoff, von welchen er dieses præparirte Blut, nebst den Arcano erhalten, ihm vorher gesagt hätte, daß wenn einer von denjenigen Menschen, aus welchen solches Geblüt gelassen worden, zur Zeit der Putrefaction stürbe, dessen Geist, bey des Laboranten objecto, offt mit einer Beunruhigung zuerscheinen pflegte. Folgenden Tages, so der Sonnabend war, nahm der Laborante die Retorte von seinen [46] Offen, schluge sie sachte mit einen Schlüssel entzwey, und fande darinnen vom Blut, ein Caput mortuum, oder vielmehr einen rechten Todten-Kopff, so an Gesichte, Augen, Nasen, Mund und Haaren, die etwas dünn und Goldfarb waren, einen Menschen Kopff vorstellete. Diese Sache haben viele Zeugen mit Augen gesehen, nehmlich der Herr von Bourdelone, Ober-Secretarius des Duc de Guise, der dem Autori davon geschrieben, und ihn veranlasset, daß er dieser und anderer affairen halber nach Paris gereisset, allwo er die Confirmation gehöret, von Mons. Menanton, der selbigen Zeit in eben dem Hause gewohnet, von einem Doctore Medecinæ, als dessen Hospire, und vielen andern Leuten. Und diese Begebenheit wird mit einer Geschichte, die sich, in den gantz neuern Zeiten, bey einen berühmten Chymico, zu Leipzig, zu getragen, bestättiget welcher Türcken-Köpffe kommen lassen, um damit eine Chymische Operation vorzunehmen: Da denn einsmahl ein solches Geheul und Getöse im Laboratorio erstanden, daß alle die umstehende davon gelauffen, und diese Operation unterbrochen worden. Woraus erhellet, daß der Schrey, welchen der eine [47] Vampir, als dessen Geist durch den ergrimmten Geist der Medwedier, in der Execution gequälet wurde, von sich hören lassen, eben nichts gar unerhörtes sey und daß solches von dem Commerce welches die Menschlichen Geister vermittelst des allgemeinen Welt-Geistes mit einander haben, herrühren könne. Natura enim Naturam lætatur & dolet. Ubrigens heisset es mit dem Buch der Weißheit am 9. hierinnen billich:

„Welcher Mensch weiß GOttes Rath?
„Oder wer kan dencken, was GOTT will?
„Den der Sterblichen Gedancken sind
„mißlich, und unsere Anschläge sind gefähr-
„lich. Denn der sterbliche Leichnam be-
„schweret die Seele, und die irrdische
„Hütte den zerstreueten Sinn.